
Als ich sage, dass ich Jude bin ...
Die Welt
Budapest nach dem Lockdown. Oliver Polak schaut sich das jüdische Viertel an und hat ein Tinder-Date. Ihre riesige Sonnenbrille nimmt die Frau nur ein einziges Mal ab, als sie fragt, warum er sich ausgerechnet die Synagoge angesehen habe. Und dann hört er den einen Satz.
Um 21 Uhr habe ich mich zu diesem Tinder-Date in einem Café hinter der Oper verabredet. Noch während ich warte, denke ich bereits – why? Auch fällt mir ein, dass Rozi auf allen ihren Fotos eine riesige Sonnenbrille trägt. Dann steht sie vor mir, setzt sich und fragt sofort, bevor überhaupt ein bisschen Small Talk stattgefunden hat, ob wir was trinken sollen und ob ich schon mal diese ungarischen Schnäpse probiert habe. Ich verneine, und sie bestellt auf Ungarisch. Die Schnäpse werden serviert, und die Kellnerin gießt uns gleich auch noch Champagner in hohe Kelche ein, stellt die Flasche in einem Kübel auf den Tisch. Rozi fragt mich, wie mir Budapest gefällt und was ich schon gesehen habe. Ich antworte, dass ich mir die Synagoge angeschaut habe, es ist wohl die größte Europas. Sie fällt mir ins Wort, nimmt die riesige Sonnenbrille ab, blickt mich mit hochgezogenen Brauen an und fragt, warum ich ausgerechnet da hingegangen bin.More Related News