Als Frau Overath fast den Weltmeister Wolfgang verhinderte
n-tv
An diesem Freitag feiert einer der besten Fußballer Deutschlands seinen 80. Geburtstag. Wolfgang Overaths Rivalität mit einem anderen Großen, Günter Netzer, ist immer noch legendär. Beim WM-Finale 1974 steht Overath auf dem Platz - obwohl er eigentlich wegen seiner Frau nicht hätte dort sein sollen.
"Bei zwei Weltmeisterschaften haben wir das Zimmer geteilt. Wir haben zusammen länger das Bett geteilt als mit unseren Ehefrauen - es ist aber nichts passiert." Aller Wahrscheinlichkeit nach war nicht dieser Spruch von Franz Beckenbauer daran schuld, dass Wolfgang Overath 1974 fast die WM im eigenen Land verpasst hätte. Es war Frau Overath, die damals intervenierte. Doch dazu später mehr.
Für alle Spätgeborenen, die den unglaublichen Fußballer Wolfgang Overath nie live im Stadion haben spielen sehen, seien drei Zitate gleich an den Anfang gestellt. Buffy Ettmayer, der österreichische Ausnahmekünstler vom VfB Stuttgart und dem Hamburger SV, meinte einmal im Rückblick: "Dem Overath müssten sie heute so lange mit Geldscheinen aufs Hirn schlagen, bis er bewusstlos ist. So viel Geld hätte der damals verdienen müssen." Der legendäre "El Flaco", der Weltmeistertrainer der argentinischen Nationalmannschaft von 1978, Cesar Luis Menotti flankierte seine Lobeshymne auf den Weltmeisterspieler von 1974 mit anderen berühmten Namen: "Das wahre Talent sensibilisiert mich. Overath, Cruyff, Maradona - da kriege ich eine Gänsehaut." Und Weltstar Pelé meinte 1970 anlässlich des Erscheinens des Buchs "Ja, mein Temperament" über Overath: "Ich wurde schon häufig gebeten, meine Traumelf aufzustellen. Das möchte ich nicht, weil ich sehr viele gute Spieler in der Welt kenne. Zwei deutsche Spieler aber würde ich bedenkenlos in meine Wunschmannschaft nehmen: Overath und Beckenbauer. Es muss ein Genuss sein, mit diesen beiden in einem Team zu spielen."
Das Buch erschien damals übrigens unter keinen guten Bedingungen, wie der Herausgeber Karlheinz Mrazek im Vorwort erklärte: "Diebe hatten die Tonbänder mit den Aufzeichnungen des Overath-Buchs entwendet. Unser Versprechen, sie unbehelligt zu lassen, wenn sie das Material anonym zurückschicken oder abgeben, blieb ohne Echo. So waren wir gezwungen, das Ganze zu wiederholen." Gut so. Denn ansonsten wäre diese herrliche Passage, die man auch als ein Stück Zeitgeschichte betrachten muss, nie erschienen: "Von weiblichen Fußballfans hält Wolfgang Overath nicht viel. Ehefrauen mit ausgeprägtem Fußballverstand und leidenschaftlichen Fußballinteressen sind nicht nach dem Geschmack des Spielers: 'Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen als schreiende Fußballbräute auf den Tribünen. Gottlob ist meine Frau genau das Gegenteil. Sie hat wirklich keine Ahnung von Fußball.'"