
Alfred Gislason nach geplatztem Traum: "Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs"
RTL
Die deutschen Handballer haben den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft verpasst. Coach Gislason ist trotzdem eher stolz als enttäuscht.
Die deutschen Handballer haben den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft verpasst. Eine durch Corona schwer dezimierte DHB-Auswahl hatte im dritten Hauptrundenspiel keine Chance gegen Vize-Weltmeister Schweden. Bei Coach Alfred Gislason überwiegt trotzdem der Stolz über das Auftreten seiner Jungs. "Der Stolz auf die Mannschaft überwiegt die Enttäuschung", so der 62-Jährige im Interview mit dem SID.
"Natürlich träumt man trotz allem etwas weiter zu kommen, aber die Mannschaft hat alles gemacht, was möglich war. Wir waren an so Big Points wie gegen Schweden nah dran, haben es aber nicht ganz geschafft", so der Handball-Bundestrainer weiter.
Die Handball-EM war geprägt von Corona. Kein anderes teilnehmendes Team war vom Virus so gebeutelt, wie die deutsche Mannschaft. Trotzdem hadert Gislason nicht mit dem Verlauf, den das Turnier durch Corona genommen hat: "Ich bin immer so gewesen, ich finde mich ab mit der Situation, wie sie ist. Man kann im Nachhinein vielleicht drüber jammern, was anders hätte sein sollen. Aber ich kümmere mich um die Spieler, die spielen können. Ich versuche daraus das Beste zu machen, was möglich ist. Wenn ich anfangen würde so zu denken, würden die Spieler auch damit anfangen."
Das Turnier ist zwar noch nicht beendet, doch die Verantwortlichen zogen schon ein erstes Fazit des Corona-Wahnsinns in Bratislava. "Es ist ein unglaublich wertvolles Turnier gewesen. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs, sie treten wie eine Mannschaft auf. Auf lange Sicht ist das ein sehr, sehr tolles Turnier für uns. Viele unerfahrene Spieler haben sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt - auch wegen ihrer Fehler", so Gislason.
Etwas weniger positiv bewertet der DHB-Vorstand das Tuenier. "Wir hätten sicher mehr für die Zukunft aufbauen können, wenn wir die Möglichkeit dazu gehabt hätten. Was wir hier erlebt haben, ist unvergleichlich", sagte Axel Kromer. "Das geht an allen nicht spurlos vorbei, deshalb war der Substanzverlust logisch." 13 Spieler wurden in den EM-Tagen positiv getestet, insgesamt waren 28 Spieler bei der Endrunde in Ungarn und der Slowakei dabei - das größte DHB-Aufgebot der Geschichte.
Alfred Gislason will die Europameisterschaft trotz des geplatzten Traums vom Halbfinale nicht schon vor dem letzten Auftritt der deutschen Handballer abhaken. "Ich hoffe, dass wir gegen Russland noch einmal 60 Minuten voll durchziehen können. Wir wollen unbedingt mit einem Sieg aus dem Turnier gehen, das wäre sehr wichtig", sagte der Bundestrainer nach dem vorzeitigen EM-K.o. durch das 21:25 gegen Schweden. "Ich freue mich riesig, dass wir noch ein Spiel haben. Das wird nicht einfach, weil die Russen sehr eingespielt sind. Wir müssen wie gegen Schweden spielen - oder noch besser."
Auch wenn unter diesen Umständen die sportlichen Ziele nicht realisierbar waren, kann die EM die im Umbruch befindliche DHB-Auswahl voranbringen. Kapitän Johannes Golla hofft, dass die Mannschaft schon bei der WM 2023 einen Schritt weiter ist und mehr Spiele gewinnt. "Aber das große Fernziel ist natürlich die Heim-EM 2024." (dpa/sid/lgr)