Aktivisten decken Tierquälerei von Tönnies-Zulieferer auf: „Tiere verhungern qualvoll“
Frankfurter Rundschau
Verdeckte Recherchen zeigen, wie ein Landwirt Schweine in seinem Betrieb quält und auf grausame Art verenden lässt. Tönnies distanziert sich von den Vorwürfen.
Frankfurt – Auf engstem Raum zusammengepfercht, krank, verletzt und ohne Auslauf: Diese schrecklichen Bilder eines Schweinemastbetriebs liegen dem Deutschen Tierschutzbüro vor. Einem Recherche-Team gelang es, die Zustände in der Stallung, in der rund 1000 Schweine gehalten werden, mehrfach auf versteckten Kamera festzuhalten. Die Videos zeigen, dass der Tönnies-Zulieferer seine Tiere ganz bewusst quält und sogar verhungern und verdursten lässt.
„Wie skrupellos muss man sein, wenn man Tieren noch nicht einmal Wasser und Futter gibt und ihnen dann noch beim Sterben zuschaut? Diese Tiere müssen Höllenqualen erlitten haben“, so Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro in einer Pressemitteilung. Der Hauptvorwurf lautet, dass der Landwirt des Betriebs in Rees im Kreis Kleve (Nordrhein-Westfalen) kranke und verletzte Tiere in einen Gang sperre, wo sie dann unter Qualen verenden – „denn das ist offenbar billiger, als den Tierarzt zu rufen“, empört sich Peifer.
Zahlreiche Schweine hatten Handballen-große Abszesse, andere Nabelbrüche. Weitere litten vermutlich an einem Befall von Parasiten, was sich an den aufgeblähten Bäuchen der betroffenen Schweine erkennen lässt. Tierärztlich behandelt und separiert wurden die kranken und verletzten Tiere offenbar nicht. „Mit artgerechter Haltung oder ‚Tierwohl‘ hat das überhaupt nichts zu tun, auch wenn uns das Schlachtunternehmen wie Tönnies oder die Supermarktketten gerne suggerieren wollen“, so Pfeifer weiter.
Auf den Videos zu sehen sei laut dem Deutschen Tierschutzbüro auch, wie die toten Tiere abtransportiert werden. „Sie werden wie Müll entsorgt“, beschreibt Peifer die Aufzeichnungen. Dabei sollte der Landwirt eigentlich wissen, wie artgerechte Haltung funktioniert – so sei er ehrenamtliches Mitglied im „Rheinischen Erzeugerring für Mastschweine e.V.“ mit Sitz in Sonsbeck. In der Vergangenheit soll der Beschuldigte jedoch bereits mehrfach negativ aufgefallen sein.
Im Zeitraum von März 2021 bis Dezember 2021 stoppte das Veterinäramt Gütersloh in mindestens 14 Fällen eine Weiterverarbeitung des aus dem Betrieb stammenden Fleisches, da an den Schweinen Bauchfellentzündungen, Gelenkentzündungen und Lymphknoten-Veränderungen festgestellt werden konnten. Das Fleisch war mit Keimen und Eitererregern verseucht. Doch auch Tönnies-Fleisch, das es in den Verkauf schafft, gilt als minderwertig – vor allem sogenanntes Separatorenfleisch.