
Afrikas Seehäfen: Den Sumpf der Korruption trockenlegen
DW
Ob Mombasa, Lagos oder Maputo: In vielen Häfen sind Schmiergelder gang und gäbe, bevor die Ware gelöscht wird. Es gibt jedoch auch Ansätze, Korruption zu verringern. Die DW untersucht die Lage an wichtigen Häfen Afrikas.
Güter einführen, ohne die Zollbeamten zu bestechen? Das sei herausfordernd, sagt Samuel Adebisi, der sich am geschäftigen Hafen der nigerianischen Wirtschaftsmetropole Lagos um Zollabwicklung kümmert. "Die Beamten errichten mehrere illegale Checkpoints, an denen sie abkassieren, bevor ein Lkw das Hafengelände befährt oder verlässt", sagt er im DW-Interview. Die Zufahrtsstraßen sind ein Albtraum für Zollabwickler wie ihn, nicht selten stehen Lastwagen tage- oder sogar wochenlang auf der löchrigen Straße im Stau.
Offiziellen Angaben zufolge erwirtschaftete der Hafen von Lagos im ersten Quartal 2022 einen Gewinn von umgerechnet rund 1,25 Milliarden Euro. Doch ein gemeinsamer Bericht des in Dänemark ansässigen Maritime Anti-Corruption Network (MACN) mit der Industrie- und Handelskammer von Lagos hält laut einem Medienbericht ganz andere Zahlen bereit: Nigeria verliert pro Jahr mehr als sieben Milliarden US-Dollar durch Korruption und Ineffizienz.
Gewinn- und Verlustrechnungen, die alle Umsätze, Kosten und Ausgaben einbeziehen, werden nur selten veröffentlicht. Das maritime Anti-Korruptionsnetzwerk MACN bezeichnete Nigeria daher als eines der herausforderndsten Geschäftsumfelder. Korrupte Forderungen stellten ein erhebliches Risiko für Firmen dar: Deren Mitarbeitende seien Erpressung, Belästigungen und Gewaltandrohungen ausgesetzt. Den Regularien und Abläufen im Hafen mangele es an Detail und Einheitlichkeit, hieß es in einem MACN-Bericht für das Geschäftsjahr 2021.
Ein anderes Bild zeigt sich in Ghanas wichtigsten Häfen Tema und Takoradi: Die Logistiker und Reedereien dort setzen sich an vorderster Front dafür ein, sicherzustellen, dass Zollbeamte keine Bestechungen verlangen, damit Waren rechtzeitig weitertransportiert werden. Zusammen fertigen die beiden Häfen etwa 1650 Schiffe pro Jahr ab, darunter Tanker, Fracht- und Kreuzfahrtschiffe.
Trotz neuerlicher Verbesserungen bei der Hafeninfrastruktur gebe es noch eine Tendenz zur Bürokratie, mahnt Edward Akrong, der Präsident des Ghanaischen Instituts für Gütertransport. Das betreffe vor allem die Formalitäten, damit Waren durch den Zoll gelangen. "Wenn ich heute meine Erklärung abgebe und die Gebühren zahle, sollte ich später am Tag meine Güter erhalten, aber das ist nicht immer der Fall", sagt Akrong. Das hänge von der Art der Güter ab. Das Gesetz verlange, erläutert Akrong, dass ich "alle notwendigen Genehmigungen von Behörden wie der Nahrungs- und Arzneimittelbehörde oder der Umweltschutzbehörde beschaffe. Hier liegen die Schwierigkeiten, denn das kostet Geld und Zeit."