
Afghanistan: Taliban nach US-Abzug auf dem Vormasch
Frankfurter Rundschau
Auf der Flucht: Taliban-Guerilleros treiben auf ihrem Vormarsch hunderte Regierungssoldaten über die Nordgrenze Afghanistans in die zentralasiatischen Nachbarstaaten.
Schir Chan Bandar - Eine Reihe tarngrau gestrichener Hummer-Jeeps steht auf einem Feldweg, Männer in Kampfanzügen oder Räuberzivil laufen herum oder palavern, Sturmgewehre werden auf einen Haufen geworfen. Ein Video, das laut der russischen Agentur Sputnik-Tadschikistan eine Fahrzeugkolonne amerikanischer Produktion zeigt, die die Taliban im Norden Afghanistans erbeutet haben. Der Abzug der USA und ihrer Verbündeten ist noch im vollen Gange. Und schon treiben die islamistischen Guerilleros die Truppen der von den USA gestützten Zentralregierung unter Präsident Aschraf Ghani aus dem Land. An mehreren Punkten haben die Taliban die Grenzen zu den zentralasiatischen Nachbarländern erreicht. Nach Angaben des tadschikischen Staatskomitees für Nationale Sicherheit schlugen sie am Montag an der tadschikisch-afghanischen Grenze in der Nordprovinz Balch reguläre Truppen in die Flucht, siebzehn afghanische Soldaten brachten sich auf tadschikischem Gebiet in Sicherheit. Vorher waren bei tagelangen Kämpfen um die Grenzstadt Schir Chan Bandar in der Provinz Kundus mehr als hundert Regierungssoldaten von den Taliban getötet, verletzt oder gefangen worden. Schließlich flohen am vergangenen Dienstag 134 Soldaten nach Tadschikistan, einen Tag später retteten sich 53 ihrer Kameraden aus dem umkämpften Landkreis Schortepa in der Balch-Provinz ins benachbarte Usbekistan. Auch die Stadt Masar I Scharif, unlängst noch Hauptquartier des Bundeswehrkontingents in Afghanistan, wird laut dem afghanischen TV-Sender TOLOnews von Taliban belagert.More Related News