
Afghanistan: Taliban nähern sich China an
Frankfurter Rundschau
Eine gewichtige Rolle für China in Afghanistan wird immer wahrscheinlicher.
Kabul - Der misstrauische Mann in dem kleinen Weiler nahe der afghanischen Stadt Ghazni musste erst von den Verwandten überzeugt werden, bevor er auspackte: Ja, erzählte Mohammed A., er sei angesichts der Bombenangriffe der USA wenige Wochen zuvor im November 2001 mit den Taliban Richtung Süden ausgewichen. In der Nähe seines Heimatdorfes auf dem 490 Kilometer langen Highway NH 0101 nach Kandahar habe er sich dann per Handschlag und mit dem Satz verabschiedet. „Wir sehen uns, wenn wir wiederkommen.“ Der Bauer Mohammed A. war vier Jahre bei den Taliban gewesen. Seine Kalaschnikow wollte er an einem sicheren Ort vergraben. Knapp 20 Jahre später sind die Taliban, wie sie es damals ziemlich kühn prophezeiten, wieder zurück. Sie haben rund die Hälfte des afghanischen Territoriums erobert und seit dem Wochenende attackieren sie Herat im Nordwesten, Lashkar Gar und die Metropole Kandahar, die Wiege der Taliban in der ersten Hälfte der 90er Jahre. Die Islamisten verfolgen die gleiche Strategie, mit der sie mit Hilfe pakistanischer Truppen und Offiziere im Ruhestand zwischen 1995 und 2000 bis auf einen kleinen Zipfel im Nordosten Afghanistans das ganze Land erobern konnten. Diesmal haben sie sich zunächst weite Teile des Grenzgebiets zu Pakistan unter den Nagel gerissen, um den Nachschub aus dem wohlgesinnten Nachbarland zu sichern. Gegenwärtig versuchen sie, die Verbindungen zum Iran und nach Norden zu kappen, um Kabul weitgehend zu isolieren.More Related News