Afghanistan: GIZ bietet Ortskräften finanzielle Unterstützung an – wenn sie im Land bleiben
Frankfurter Rundschau
Ein Jahresgehalt im Voraus soll Ortskräfte der Entwicklungshilfeagentur GIZ dazu bringen, in Afghanistan zu bleiben statt sich auf die Ausreiselisten setzen zu lassen.
Kabul – Tage nach der Machtergreifung durch die Taliban in Afghanistan hoffen immer noch Zehntausende Menschen darauf, aus Afghanistan evakuiert zu werden, weil sie vor Ort um ihr Leben fürchten. Zahlreiche von ihnen, weil sie vorher als Ortskräfte den westlichen Einsatzkräften zugearbeitet hatten. Zu diesen Menschen zählen nach Angaben der Deutschen Presseagentur auch etwa 1.100 Beschäftigte der GIZ, die bis zuletzt für die Entwicklungshilfeagentur der Bundesrepublik gearbeitet hatten. Zahlreiche weitere sind aus dem Dienst ausgeschieden – dass sie deshalb weniger Angst vor der Rache der Taliban haben müssen, bedeutet das allerdings nicht. Eine Praxis der GIZ, die ein Bericht des Spiegel vom Sonntagmorgen aufdeckte, wirkt im Vergleich dazu fast zynisch: Demnach habe die GIZ afghanischen Ortskräften, die im Land bleiben wollen, ein Jahresgehalt im Voraus in Aussicht gestellt – unter der Bedingung, sich nicht in das Programm für die Rückführung von Ortskräften aufnehmen zu lassen. Auf Nachfrage der Deutschen Presseagentur hat die Entwicklungshilfeagentur die Berichte inzwischen bestätigt. Die Entwicklungshilfe im Land sei seit der Machtübernahme der Taliban vergangene Woche ausgesetzt worden. Diejenigen die das Angebot annehmen, bekämen somit finanzielle Unterstützung ohne weiter ihrer Beschäftigung nachzugehen, heißt es vonseiten der GIZ. Die Kritik an diesem Verfahren ließ nicht lange auf sich warten. Die FDP-Verteidigungspolitikern Marie-Agnes Strack-Zimmermann nannte es auf Twitter „abstoßend“ und fragte die GIZ: „Was läuft bei euch falsch?“ Die Grünen-Fraktionsgeschäftsführung Britta Haßelmann nannte das Vorgehen „bitter“. „Ein weiterer Tiefpunkt im Handeln der Bundesregierung“, schrieb sie auf Twitter.More Related News