Afghanistan: Ehemaliger Minister fährt jetzt in Deutschland Essen aus
Frankfurter Rundschau
Sayed Ahmad Shah Sadaat war vor nicht allzu langer Zeit noch Kommunikationsminister in Afghanistan. Heute fährt er für einen Lieferdienst in Leipzig Essen aus.
Leipzig – Noch vor wenigen Jahren machte Sayed Ahmad Shah Sadaat die ganz großen Schlagzeilen. Als Kommunikationsminister gab Sadaat Indien 2017 einen Korb, als es darum ging, dass sich Afghanistan* am sogenannten Südasien-Satelliten beteiligen sollte. Während Indien nämlich nur einen Transponder zu bieten hatte, bot China Afghanistan einen ganzen Satelliten an. 2020 nämlich sollte die Nutzung des bisherigen Transponder-Programms Afghansat-1 enden, Afghanistan war auf eine Nachfolge angewisesen. Afghansat-1 hatte Afghanistan zu einer einigermaßen stabilen Netzabdeckung verholfen, Indien ging fest davon aus, dass sich das krisengebeutelte Land auch dem Nachfolgesatellitenprogramm, dem „Saarc-Satelliten“ (benannt nach der Südasiatischen Gesellschaft für regionale Zusammenarbeit) anschließen würde. Doch Afghanistan in Person seines Ministers Sayed Ahmad Shah Sadaat sprang unerwarteterweise kurz zuvor ab und ging auf das Angebot auf China ein. Zusätzlich zum eigenen Satelliten versprach das Riesenreich auch die Mithilfe bei der Verlegung einer 4.800 Kilometer langen Glasfaserleitung von Kashgar in China bis nach Faizabad in Afghanistan. Sayed Ahmad Shah Sadaat war im Spiel der süd- und südostasiatischen Mächte auf einmal eine sehr wichtige Person. Doch dann begannen die Taliban* ihren – aus heutiger Sicht erfolgreichen – Vormarsch im Land. Im Jahr 2020 sollen Mitglieder der afghanischen Regierung um den damaligen Präsidenten Aschraf Ghani begonnen haben, Gelder aus Ministerien auf eigene Konten abzuzweigen. Sie wollten, so heißt es, sich und ihre Familien für den Fall absichern, dass den Taliban tatsächlich eines Tages die Machtergreifung gelingen sollte.More Related News