
Afghanische Journalisten in Gefahr
DW
In den letzten 20 Jahren hatte sich in Afghanistan eine lebendige Medienlandschaft entwickelt. Unter den Taliban droht Medienschaffenden jetzt Gefahr und Tod. Aktivisten drängen auf Hilfe für gefährdete Journalisten.
Es ist eine fast heimliche Pressekonferenz, die die Organisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG) an diesem Mittwoch in ihrer Zentrale in Berlin-Schöneberg abhält. Nur 20 Journalistinnen und Journalisten sind zugelassen. Und anders als sonst seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist eine Video-Übertragung im Netz nicht vorgesehen. Der Grund: Im Saal sind auch Journalistinnen und Journalisten aus Afghanistan, die um ihr Leben oder um das von Freunden und Angehörigen fürchten, wenn ihre Identität bekannt wird.
Bei Ahmad Wahid Payman ist das anders. Er nennt seinen Namen, lässt sich bereitwillig fotografieren. Der Zeitungsjournalist, der für ein großes Blatt in Kabul und in der zweitgrößten Stadt Herat gearbeitet hat, ist seit zehn Tagen in Deutschland. Er berichtet von etlichen Kollegen, die bedroht und an der Arbeit gehindert wurden, seit die radikalislamistischen Taliban an der Macht sind. Viele würden sich schlicht zuhause verstecken oder seien längst in eines der Nachbarländer Afghanistans geflohen, berichtet Payman: "Die Taliban spielen Toleranz vor, um international anerkannt zu werden, aber es gibt unzählige Beispiele für massive Übergriffe", sagt er jetzt.