Achtung, kanonfreie Zone!
Die Welt
Die Neue Nationalgalerie in Berlin ist endlich wieder offen. In den vergangenen sechs Jahren hat sich unsere Gesellschaft fundamental gewandelt. Das patriarchale Traditionshaus für die Moderne konnte nicht einfach so weiter machen wie bisher – und reagiert mit Eingriffen. Das hat Folgen.
Seit diesem Frühjahr strahlt die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe am Kulturforum in Berlin wieder wie ein luzider Tempel, leicht erhöht steht er auf seinem Hügel; bereit, vom Volk Huldigungen zu empfangen. Die breite Treppe führt hinauf, dann geht es durch die große Halle, den transparenten Glaskörper mit all seinen Schattierungen, Lichtspielen und Perspektiven auf die Stadt. Wir haben diese Eleganz in den vergangenen Monaten schon viel beschrieben, auch die Meisterleistung der Sanierung von David Chipperfield. Von heute an ist nun auch die Kunst zurück, die der Architekt Mies van der Rohe oben in seiner Halle eigentlich nicht eingeplant hatte. Kunst gucken sollte man unten im White Cube, dem lichtlosen Ausstellungsraum mit seinen weißgetünchten Wänden, der 1968 zur Eröffnung noch nicht kritisiert wurde. Das elitäre Abschotten von der Außenwelt galt als perfekter Rahmen für die Bildkontemplation. Diese Abkapselung zelebriert Mies auch im Skulpturengarten, der nun erstmals seit sehr langer Zeit wieder eröffnet und wie ein letztes, so lange vermisstes Puzzleteil die Eleganz und Souveränität des Ensembles begreifbar macht.More Related News