
Acht Ärzte verlassen die Wiesbadener HSK
Frankfurter Rundschau
Nach Kündigungen von Medizinern und Intensivpflegekräften muss sich die Stadtpolitik einmal mehr mit Vorgängen im größten Krankenhaus von Wiesbaden beschäftigen.
Wiesbaden – Es ist eine Frage, die in der Vergangenheit schon häufiger gestellt wurde, zuletzt als Kinderärzte wegen des Bettenabbaus in der Kinderklinik Alarm schlugen: Ist eine adäquate Versorgung der Patientinnen und Patienten noch sichergestellt? Wieder einmal wird sich die Stadtpolitik in Wiesbaden mit den Helios-Horst-Schmidt-Kliniken (HSK) befassen. Die Fraktion der Partei Die Linke bringt einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung ein, der die Kündigung mehrerer Ärztinnen und Ärzte sowie von Intensivpfleger:innen thematisiert.
Demnach verlässt Grietje Beck, Direktorin der Kliniken für Anästhesiologie, Rettungsmedizin und Schmerztherapie, kommissarische Leiterin der interdisziplinären Intensivmedizin und Intermediate Care sowie stellvertretende Ärztliche Direktorin, die HSK und übernimmt eine Leitungsstelle an der Universitätsklinik Mannheim. Zudem gehen acht Ärztinnen und Ärzte. Gekündigt hätten auch mehrere Intensivpflegekräfte.
Die Klinik bestätigt den Weggang des Personals. „In der Tat werden sechs Ärztinnen und Ärzte Frau Professorin Beck an die Uniklinik Mannheim begleiten“, sagt Sprecher Patrick Körber. Zwei Ärzte gingen im Rahmen der normalen Fluktuation. Sie alle arbeiten im Bereich Anästhesie. Die Hintergründe seien vielfältig. Pflegekräfte zögen weg, begännen ein Studium oder verließen den Beruf. „Wir führen intensive Haltegespräche mit den Mitarbeiter:innen“, sagt Körber. Trotz der Kündigungen sei die Versorgung jederzeit sichergestellt.
Ob das tatsächlich der Fall ist, möchte die Linke nun vom Magistrat wissen. Der gesundheitspolitische Sprecher der Rathausfraktion, Ingo von Seemen, sagt, fehlendes Personal sei schon seit längerem ein Problem. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten berichtet, dass bereits jetzt an manchen Tagen eine Intensivpflegekraft für bis zu fünf Patientinnen oder Patienten zuständig sei. Die Verordnung hingegen sieht tagsüber einen Schlüssel von einer Pflegekraft zu zwei Patient:innen vor. Auch eine Eins-zu-eins-Betreuung von Patient:innen an der Ecmo, die technisch einer Herz-Lungen-Maschine gleicht, habe zuletzt nicht immer gewährleistet werden können.
Für die Pflegekräfte sei die Situation psychisch sehr belastend. Verdi-Gewerkschaftssekretärin Anja Golder sagt, die Situation sei schon vor Corona schwierig gewesen. Nach zwei Jahren Pandemie sei sie noch schwieriger.