Abtreibungsurteil spaltet die USA
n-tv
Als das Oberste Gericht in den USA das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche kippt, feiern Abtreibungsgegner auf den Straßen eine "neue Ära". Zahlreiche "Pro Choice"-Aktivistinnen lässt das Urteil hingegen wütend und entsetzt zurück. "Wir sind wieder 100 Jahre zurück", klagt eine der Demonstrantinnen.
Jubel und Wut, Tränen und Freudengesänge: Die Entscheidung des Obersten Gerichts gegen das bisherige Abtreibungsrecht spaltet die USA. Befürworter und Gegner der Entscheidung des Supreme Court lassen ihren Gefühlen auf den Straßen freien Lauf. Manchmal, wie etwa in Washington, liegen zwischen Triumph und Protest nur wenige Meter.
Vor dem Gebäude des Obersten Gerichtshofs in der US-Hauptstadt pustet eine Maschine Seifenblasen in die Luft. Partymusik wummert, junge Frauen strahlen. Jemand ruft, "wir haben gesiegt", ein anderer schwenkt einen symbolischen Grabstein mit den Daten 1973 bis 2022 - es sind die Daten vom Anfang und Ende des Grundsatzurteils zugunsten des Abtreibungsrechts. "Ich bin so überglücklich, überglücklich", schreit die 18-jährige Studentin Faith Montgomery gegen die Musik an. Sie sieht nach der Entscheidung der mehrheitlich konservativen Richter eine "neue Ära" heraufziehen.
Die Stimmung nur wenige Schritte davon entfernt könnte nicht gegensätzlicher sein. Dort herrscht vor allem Wut und Unverständnis. Amy Senkowicz ist entsetzt. Die 63-Jährige hatte mit 16 Jahren legal abgetrieben - nur wenige Jahre, nachdem der Oberste Gerichtshof Frauen das Recht auf diesen Eingriff garantiert hatte. Nun fürchtet die dreifache Mutter eine Rückkehr zu den "Kleiderbügeln... und was sonst auch immer für verrückte Dinge Frauen früher taten in der Hoffnung, nicht mehr schwanger zu sein".