
Abschied von der Wirklichkeit
Die Welt
Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann äußert sich zum Antisemitismus-Skandal. Und überrascht mit der Behauptung, dass in Kassel „alles geregelt“ sei. Ein phantomhaftes Netzwerk habe geurteilt. Einige sind sich nun ganz sicher, dass sie tatsächlich lügt. Jetzt wird der Aufsichtsrat entscheiden.
Am 15. Juni nun tritt endlich der Aufsichtsrat der Documenta unter der Leitung von Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle zusammen, um den Antisemitismus-Skandal zu besprechen und über die Zukunft von Documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann zu entscheiden. Angela Dorn, Kunstministerin in Hessen, wird über die deutlichen Worte ihrer Grünen-Partei-Kollegin Claudia Roth vom 14. Juli nicht hinwegsehen können. Die Kulturstaatsministerin hatte Schormann angezählt, zeigte sich „erstaunt“ und „befremdet“ angesichts der jüngsten Äußerungen: Die Darstellungen zu den Abläufen in den vergangenen Monaten seien so nicht zutreffend.
Nachdem Schormann nach langem Schweigen in einem ausführlichen Text auf der Website der Documenta ihre Sicht auf die Abläufe kundgetan hatte, war sofort klar, dass das nun wahrlich kein Befreiungsschlag war. Die Folge: Wir sind auf Rosenkrieg-Niveau angekommen. Die Parteien sprechen nur noch über die Medien miteinander. Und eigentlich ist es ein wirkungsloses Gezanke, aufgearbeitet wurde in 28 Tagen: nichts.