
Abschiebehaft in Darmstadt: Russin weiter im Hungerstreik
Frankfurter Rundschau
Bündnis fordert die Freilassung einer Frau aus dem Abschiebegefängnis in Darmstadt-Eberstadt und Schutz vor patriarchaler Gewalt für alle Frauen. Die Frau soll vor ihrem gewalttätigen Ex-Partner nach Deutschland geflohen sein. Über den Gesundheitszustand der Russin gibt es widersprüchliche Angaben.
Update vom Mittwoch, 09.02.2022, 14.25 Uhr: Über eine Russin, die in der Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt-Eberstadt vor mehr als drei Wochen einen Hungerstreik begonnen haben soll, gibt es widersprüchliche Angaben zu ihrem Gesundheitszustand. Während die Landtagsabgeordnete Saadet Sönmez, die migrations- und integrationspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Hessischen Landtag, in einer Mitteilung davon spricht, dass sich die Frau „sowohl psychisch als auch physisch in einem besorgniserregenden Zustand“ sei, wird dies von der Polizei bestritten.
Polizeisprecherin Andrea Löb teilte auf Anfrage der FR mit, dass die Russin „unregelmäßig“ Nahrung zu sich nehme. Dies sei zunächst „aus einer religiösen Motivation heraus geschehen“. Inzwischen habe sie allerdings „einen Hungerstreik proklamiert, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen“.
Die Frau befinde sich unter medizinischer Beobachtung und werde regelmäßig von einer Psychologin und einer Sozialarbeiterin betreut. Vorsorglich sei sie am vorigen Donnerstag in einem Krankenhaus „umfangreich untersucht“ worden. Nach der Untersuchung sei die Frau wieder entlassen worden, weil es „keinerlei Gründe für eine Aufnahme“ gegeben habe. Ihr Gesundheitszustand sei „nach wie vor stabil“, so Löb.
Laut einer Mitteilung der Landtagsabgeordneten Sönmez wurde die Frau nach ihrem Klinikaufenthalt vergangene Woche wieder in die Abschiebehafteinrichtung zurückgebracht, ohne dass ihre Familie darüber informiert worden sei. Trotz der „desolaten Verfassung der Frau“ hielten die hessischen Behörden sowohl an der Inhaftierung als auch an der geplanten Abschiebung fest. „Das ist skrupellos“, empört sich Sönmez.
Erstmeldung vom Donnerstag, 27.01.2022, 9.34 Uhr: Eine Russin soll sich seit zwei Wochen in Hungerstreik in der hessischen Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt-Eberstadt befinden. Das teilte das Bündnis „Community for all“ mit. Die Frau sei 2016 gemeinsam mit ihrer Mutter aus Russland vor ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann geflüchtet. Die beiden Frauen lebten dann im mittelhessischen Gladenbach bis die Tochter nun inhaftiert worden sei. Angeblich soll sie bereits zehn Kilogramm abgenommen haben und sich in schlechter Verfassung befinden.