Abschiebehaft in Darmstadt: Russin soll in Hungerstreik sein
Frankfurter Rundschau
Bündnis fordert Freilassung von Frau aus Abschiebehaft und Schutz vor patriarchaler Gewalt für alle Frauen. Frau soll vor ihrem gewalttätigen Ex-Partner nach Deutschland geflohen sein.
Eine Russin soll sich seit zwei Wochen in Hungerstreik in der hessischen Abschiebehafteinrichtung in Darmstadt-Eberstadt befinden. Das teilte das Bündnis „Community for all“ mit. Die Frau sei 2016 gemeinsam mit ihrer Mutter aus Russland vor ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann geflüchtet. Die beiden Frauen lebten dann im mittelhessischen Gladenbach bis die Tochter nun inhaftiert worden sei. Angeblich soll sie bereits zehn Kilogramm abgenommen haben und sich in schlechter Verfassung befinden.
Von einem Hungerstreik aus Protest ist dem für den Betrieb der Abschiebehaft zuständigen Polizeipräsidium Südhessen auf Anfrage der Frankfurter Rundschau nichts bekannt. Zwar sei derzeit eine russische Staatsangehörige untergebracht, die „unregelmäßig“ Nahrung zu sich nehme. „Dies geschieht nach ihrem Bekunden aus einer religiösen Motivation heraus, aber ausdrücklich nicht in Verbindung mit einer Forderung oder Protest“, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Betroffene befinde sich unter medizinischer Beobachtung. Ihr Allgemeinzustand sei „aus medizinischer Sicht bislang einwandfrei“.
„Community for all“ verurteilt die Inhaftierung. Bündnisprecherin Sima Scherneck erklärte, die geplante Abschiebung würde für die Frau bedeuten, dass sie wieder in die Reichweite ihres gewalttätigen Ex-Mannes gerate und diesem schutzlos ausgeliefert wäre. Die russische Polizei soll sich erst kürzlich nach ihr erkundigt haben, weil eine Vermisstenanzeige vorliege. Zudem müsste sie ihre schwerkranke Mutter, die sie pflegt, zurücklassen.
Deshalb fordert das Bündnis nicht nur ihre sofortige Freilassung, sondern auch, „dass Frauen vor patriarchaler Gewalt geschützt werden – immer und überall und unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus.“
Zur Flucht nach Deutschland soll es gekommen sein, weil der Ex-Mann massiv Gewalt ausgeübt haben soll. Er soll seine Ex-Frau entführt und fünf Tage in seiner Wohnung festgehalten haben. Zwar habe die Polizei sie aus seiner Gewalt befreit, allerdings sei die Tat anschließend nicht weiter verfolgt worden. Stattdessen habe der Ex-Mann maskierte Männer geschickt, die ihre Mutter überfielen und schwer verletzten.