
55 Richter und Staatsanwälte gehen freiwillig ins Gefängnis
Die Welt
Dutzende Richter und Staatsanwälte haben sich in Belgien freiwillig in ein Gefängnis einsperren lassen, um die Haftbedingungen am eigenen Leib zu erfahren. Einen Tag lang sollen sie dort wie Häftlinge behandelt werden.
Bei einem skurrilen Experiment in Belgien haben sich 55 Richter und Staatsanwälte freiwillig in einem neuen Gefängnis bei Brüssel einsperren lassen. „Einerseits kann das Personal der Strafvollzugsanstalt sich auf die tatsächliche Eröffnung des Gefängnisses vorbereiten und andererseits erhalten die Richter und Staatsanwälte einen Einblick in den Alltag der Häftlinge und die Funktionsweise eines Gefängnisses“, zitierte die belgische Nachrichtenagentur Belga den Justizminister Vincent Van Quickenborne. „Dies wird ihnen zweifellos dabei helfen zu beurteilen, ob der Freiheitsentzug die beste Lösung für einen Menschen ist, der einen Fehler begangen hat.“
Die belgischen Richter und Staatsanwälte waren am Samstagvormittag – auf freiwilliger Basis – für anderthalb Tage eingesperrt worden. Sie würden wie normale Häftlinge behandelt, berichtete Belga unter Berufung auf das Justizministerium. So dürften sie beispielsweise ihre Handys nicht benutzen. Sie müssten unter anderem in der Küche und in der Wäscherei arbeiten, dürften aber auch Familienbesuch empfangen. Um 22 Uhr würden die Lichter ausgeschaltet. Das Gefängnis in Haren, einer Gemeinde der Hauptstadt Brüssel, soll am 30. September eröffnet werden. Es bietet Platz für knapp 1200 Insassen.