
300. Geburtstag von Prinz Georg: Auf Zeitreise ins 18. Jahrhundert
Frankfurter Rundschau
Zum 300. Geburtstag von Prinz Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt wird das 18. Jahrhundert mit einem Gartenfest lebendig. Eine Zeitreise ins Rokoko.
Prinz Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt, den die Darmstädter mitunter liebevoll Prinz Schorsch nennen, war um die 42 Jahre alt, als er 1764 von seinem Vater, dem Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1691–1768), das Alte Palais in Darmstadt samt dazugehörigem Lustgarten zum Geschenk erhielt. Er war der jüngere von zwei Brüdern und soll der Lieblingssohn seines Vaters gewesen sein, der ihn als Militärexperten schätzte. Damals befand sich die von hohen Mauern umgebene Gartenanlage noch außerhalb der Stadt inmitten von Gärten, Wiesen und Wald.
Georg Wilhelm lebte mit Ehefrau Luise in einem Palais am Markt in Darmstadt, dort, wo sich heute „Henschel und Ropertz“ befinden. Von dort repräsentierte er die fürstliche Familie und vertrat seinen älteren Bruder Ludwig IX., der sich meist in Pirmasens aufhielt.
In den später nach ihm benannten Prinz-Georg-Garten zog er sich gerne mit seiner Familie und adeligen Freunden von den offiziellen Verpflichtungen und der höfischen Etikette zurück. „Hier war er für sich und konnte ohne Einblicke ungezwungenen Festlichkeiten nachgehen“, sagt Kirsten Worms, Direktorin der Landesbehörde Staatliche Schlösser und Gärten (SG) Hessen. 48 Anlagen betreue die Behörde und umspanne damit fast 2000 Jahre Kulturgeschichte in Hessen, so Worms. Die älteste Anlage sei die Kastellfeste Limes, die jüngste das Zeppelinhaus in Trebur.
Zum 300. Geburtstag von Georg Wilhelm (1722-1782) an diesem Montag soll nun ein fürstliches Gartenfest mit Darstellerinnen und Darstellern in authentischer Kleidung des Rokoko und mit vielseitigem Begleitprogramm für die ganze Familie stattfinden. „Die Besucher werden ins 18. Jahrhundert entführt“, kündigte Kirsten Worms dieser Tage auf der Pressekonferenz vor Ort an.
30 Schausteller und Schaustellerinnen – manche auch in Uniform – werden im Teehäuschen ein Kaffeekränzchen abhalten und danach das Tanzbein schwingen. Ein Zeremonienmeister soll auch die Besucherinnen und Besucher zum Mittanzen der höfischen Figuren animieren. „Die Kostüme werden aus authentischem Material nach Originalschnitten handgefertigt“, sagt Roswitha Müller, Mitarbeiterin der Großherzoglich-Hessischen Porzellansammlung und selbst Darstellerin. Es gebe bundesweit etwa 600 Leute, die hobbymäßig „die Rolle wirklich leben“. Sie selbst werde beim Fest ihr neues Seidenkleid tragen in einem strahlenden Blau mit voluminösem Reifrock.