
27 Migrant:innen ertrinken im Ärmelkanal - Johnson fordert schärfere Kontrollen
Frankfurter Rundschau
Bei einem Bootsunglück im Ärmelkanal ertrinken Dutzende Migranten. Der Streit um die illegalen Überfahrten belastet das Verhältnis zwischen Paris und London.
Frankfurt/London – Mindestens 27 Menschen sind bei einer versuchten Überfahrt im Ärmelkanal ertrunken. Jetzt geben sich britische und französische Stellen gegenseitig die Schuld an der Katastrophe. Der britische Premierminister Boris Johnson mahnte zwar eine Zusammenarbeit an, zugleich forderte er aber Frankreich zu schärferen Kontrollen auf. Der Vorfall zeige, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten, um Migrant:innen von der gefährlichen Überfahrt abzuhalten. Hingegen warf die Bürgermeisterin der französischen Küstenstadt Calais, Natacha Bouchart, Johnson Feigheit vor. Der Premier übernehme keine Verantwortung, sagte Bouchart.
Am Mittwoch (24.11.2021) war ein Boot mit 33 Migrant:innen, die illegal nach Großbritannien einreisen wollten, im Ärmelkanal gekentert. Dabei starben 27 Menschen, darunter fünf Frauen und ein Mädchen, wie die französischen Behörden mitteilten. Vier mutmaßliche Schleuser wurden festgenommen. Nach französischen Angaben war es der bisher schlimmste Vorfall mit Migrant:innen in der Meeresenge. Innenminister Gérald Darmanin sagte, das gebrechliche Schlauchboot ähnele eher einem aufblasbaren Swimmingpool für den Garten. Der Ärmelkanal zwischen Dover und Calais gilt als die verkehrsreichste Schifffahrtsstraße der Welt.
„Dies zeigt, dass die Banden, die Menschen in diesen gefährlichen Gefährten aufs Meer schicken, sich von nichts stoppen lassen“, sagte Premier Johnson. Er bot an, die französischen Beamten bei den Kontrollen am Kanal zu unterstützen. In Nordfrankreich warten etliche Migrant:innen unter widrigen Umständen auf eine Überfahrt nach Großbritannien. Wenn den Schleusern nicht deutlich gemacht werde, dass ihr Geschäftsmodell nicht mehr funktioniere, würden sie weiterhin die Leben von Menschen aufs Spiel setzen und „mit Mord davonkommen“, sagte Johnson.