
24-Stunden-Läden: Retter der ländlichen Nahversorgung?
n-tv
Längst nicht jedes Dorf in Thüringen hat einen Supermarkt. 24-Stunden-Läden füllen zunehmend diese Lücke. Das entsprechende Gesetz soll ihre Eröffnung nun vereinfachen.
Erfurt (dpa/th) - Jens Kaufmann wohnt schon sein Leben lang in Judenbach. In dem 200-Seelen-Dorf, einem Ortsteil der Gemeinde Föritztal im äußersten Süden Thüringens, war die Situation wie in vielen ländlichen Kommunen: Die meisten Nahversorger hatten dichtgemacht. Der nächste Supermarkt und die nächste Tankstelle liegen im benachbarten Sonneberg, für viele ältere Menschen schwierig zu erreichen. Der Unternehmer hat das kurzerhand geändert und eröffnete 2023 einen Dorfladen. Doch erst die Erweiterung der Öffnungszeiten auf 24 Stunden und das Angebot eines Lieferdienstes hätten den Betrieb wirtschaftlich gemacht.
"Wir können nicht in direkter Konkurrenz zu einem Supermarkt treten, aus einem einfachen Grund: Wir sind viel zu teuer", so der 41-Jährige. Stattdessen fülle sein Dorfladen eine Lücke im ländlichen Raum. Sein Laden sei einer von zwei Nahversorgern in den 19 Ortsteilen der Gemeinde. Geht das Verkaufspersonal in den Feierabend, erhalten die Kunden vollautomatisch Zutritt über eine Kundenkarte.
Die Idee ist so erfolgreich, dass Kaufmann sein Konzept seit dem Jahreswechsel auch als Franchise anbietet. Doch dieser Erfolg, so fürchtet er, könnte nun einen Dämpfer bekommen - durch ein neues Ladenöffnungsgesetz in Thüringen. Ein erster Entwurf des Gesetzes, der das Kabinett noch nicht passiert hat, sieht vor, die Größe rund um die Uhr geöffneter, sogenannter digitaler Kleinstverkaufsstellen ohne Personal auf 150 Quadratmeter zu beschränken, wie Thüringens Arbeitsministerin Katharina Schenk der dpa sagte. Auch beim Sortiment solle es Beschränkungen des Warenkorbs geben. "Das sind jetzt im Prinzip Lebens- und Genussmittel oder auch Haushaltsbedarf, Hygieneartikel für den täglichen Bedarf", so die SPD-Politikerin.