19 Kinder getötet: Schulmassaker schockiert die USA
ProSieben
Jeden Tag sterben Menschen durch Schusswaffen in den USA. Und ständig wird das Land von Amokläufen heimgesucht. Doch eine brutale Tat wie nun an einer Grundschule in Texas übersteigt selbst hier die Grenzen dessen, was zu begreifen ist.
Es ist eine Tat jenseits des Vorstellbaren: Ein junger Mann stürmt bewaffnet in eine Grundschule im US-Bundesstaat Texas und schießt um sich. Mindestens 19 Schulkinder sterben. 19 Jungen und Mädchen, die sich vielleicht darauf gefreut hatten, nach der Schule mit ihren Freunden zu spielen oder Eis zu essen. Nun sind diese kleinen Menschen tot. Auch mindestens eine Lehrkraft stirbt. Was kann einen Menschen dazu antreiben, ausgerechnet in einer Grundschule ein Blutbad anzurichten? Was ist los in diesem Land? Der Amoklauf in der kleinen Stadt Uvalde in Texas ist eine der veheerendsten Attacken dieser Art in den USA und lässt viele Amerikaner ratlos und fassungslos zurück. Wieder einmal.
Die Welt in dem 16 000-Einwohner-Ort nahe San Antonio in Texas wird an diesem Dienstag jäh aus den Fugen gerissen. Nach Angaben des texanischen Gouverneurs, Greg Abbott, drang ein 18 Jahre alter Mann während der Unterrichtszeit in das Schulgelände ein, eröffnete das Feuer und wütete, bis er von Sicherheitskräften getötet wurde. Ermittler gehen davon aus, dass der junge Mann alleine handelte. Die große Frage nach dem Warum bleibt zunächst unbeantwortet. Mehrere Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt - Kinder und Erwachsene. Viel mehr Informationen gibt die Polizei zunächst offiziell nicht preis.
Die Grundschule, die Robb Elementary School, ist nach der Attacke abgeriegelt und von Einsatzfahrzeugen umgeben. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, wie Krankentragen aus dem Gebäude gerollt werden. Eltern irren auf der Suche nach ihren Kindern umher. Eine Frau, deren Nichte zunächst noch vermisst wird, wartet im Auto vor einem nahe gelegenen Krankenhaus. «Wir wissen nicht, wo sie ist», sagt sie dem Lokalsender Kens5. «Es ist nicht typisch für meine Nichte, sich nicht zu melden. Ihr Telefon ist aus.» Die Nichte ist in der vierten Klasse.
Wenige Stunden nach der Attacke versucht US-Präsident Joe Biden in Worte zu fassen, was viele Eltern in Uvalde womöglich fühlen: «Ein Kind zu verlieren, ist, als wenn einem ein Stück der eigenen Seele entrissen wird», sagt Biden unmittelbar nach seiner Rückkehr von einer Asien-Reise im Weißen Haus. Biden kennt diesen Schmerz: Er verlor als junger Mann seine erste Ehefrau und seine kleine Tochter bei einem Autounfall. Später starb einer seiner erwachsenen Söhne an Krebs. Es sei, als ob man ersticke, sagt Biden. Dann redet sich der Präsident in Rage über eine Epidemie an Waffengewalt, die es sonst nirgendwo auf der Welt gebe, über irrsinnige Waffengesetze und jahrzehntelange Untätigkeit. «Ich habe es satt», klagt er. «Wir müssen handeln.» Das «Gemetzel» dürfe nicht immerzu weitergehen.
Biden erinnert auch an jene Attacke von 2012, die diesem Angriff in Texas auf so erschreckende Weise ähnelt: In Newton im Bundesstaat Connecticut drang damals ein 20-Jähriger mit schweren psychischen Problemen in seine frühere Grundschule ein und tötete dort 20 Schulkinder und sechs Lehrer, nachdem er zuvor seine Mutter erschossen hatte. Das Massaker an der Sandy Hook Elementary School stach selbst im Land der ständigen Schießereien auf brutale Weise heraus. Doch wer dachte, dass die Waffenanhänger im Land spätestens nach diesem unfassbaren Verbrechen zur Vernunft kommen würden, der täuschte sich. Alle Versuche, die Waffengesetze in den USA deutlich zu verschärfen, schlugen auch nach dem Blutbad von Sandy Hook fehl.