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1. FC Köln: So erklärt sich das bizzare Pech beim Pokal-Drama
RTL
1. FC Köln: So erklärt sich das bizzare Pech von Florian Kainz beim Pokal-Drama.
Florian Kainz war fassungslos. Er hatte zwar schnell geahnt, dass mit seinem Elfmeter irgendetwas nicht ganz in Ordnung war, dass er aber zu einem ziemlich sicher einzigartigen Knockout einer Mannschaft im DFB-Pokal führen würde, das hatte der Österreicher an diesem Dienstagabend wohl nicht erwartet. Es dauerte allerdings nur Sekunden, ehe der Spieler des 1. FC Köln von Schiedsrichter Daniel Schlager mitgeteilt bekam, dass der Treffer annulliert werden würde. Schockstarre beim Schützen, wilder Jubel beim Hamburger SV. Der Zweitligist hatte dieses Achtelfinale mit 5:4 (n.E.) gewonnen.
Er habe sofort ein ungutes Gefühl gehabt, sagte Kainz später bei Sky. "Ich habe gemerkt, dass ich mit dem Standfuß weggerutscht bin - und wie der Ball reingeflogen ist, hat es auch komisch ausgesehen. Ich habe mir gedacht, dass es komisch ausgehen könnte. Ich habe zum Schiedsrichter geschaut und der hat mir gesagt, dass es gecheckt wurde. Insofern kann man eh nichts mehr machen. Mir tut es sehr leid für die Mannschaft. Dass wir so ausscheiden, ist natürlich sehr bitter für uns."
Kainz war als letzter Schütze seiner Mannschaft zum Punkt gegangen. Um im Duell vom Punkt eine Verlängerung zu erzielen, muss der 29-Jährige treffen. Das tut er auch, der Ball aber fliegt in einer höchst seltsamen Flugkurve ins Tor. Das lässt den Schiedsrichter und sein Video-Team zweifeln. Sie schauen noch einmal genau hin und stellen fest, dass sich der weggerutschte Kainz selbst ganz leicht angeschossen hatte. Daher der seltsame Einschlag im Tor der Hamburger. Kainz hatte den Ball also zweimal berührt. Das ist nicht erlaubt. Die entsprechende Regel besagt, dass "der Elfmeterschütze den Ball kein zweites Mal spielen darf."
Nun kommt es in einem Elfmeterschießen anders bei einem Strafstoß während des Spiels zu einer besonderen Situation, denn berührt ein Spieler den Ball eben doppelt, wird der Versuch als verschossen gewertet, egal, wo der Ball landet. Eine Wiederholung des Schusses gibt es nicht. In einer laufenden Partie dagegen wird auf indirekter Freistoß entschieden. Ist das fair? Nun, man musste ein Äquivalent für den Showdown aus elf Metern schaffen, erklärt Schiedsrichterexperte Alex Feuerherdt (von Collinas Erben) im Gespräch mit ntv.de. "So ist die Auslegung klar und es gibt eine Grauzone. Man hat damit keinen Spielraum für mögliche Tricksereien beim Strafraum gegeben."
Diese Regel gilt übrigens auch bei der Ausführung eines Freistoßes oder Einwurfs, wie Feuerherdt erklärt. "Auch in diesen Situationen ist es dem Spieler nicht erlaubt, den Ball direkt ein zweites Mal zu berühren." So selten man im Fußballalltag mit dieser Regel konfrontiert wird, so jahrzehntelang etabliert ist sie im Regelwerk. Nun kann man sich fragen, ob Schlager die Situation tatsächlich auch ohne Unterstützung des VAR so bewertet hätte. Offensichtlich ja, wie er bei Sky verriet. Man habe schon klar erkennen können, dass sich Kainz bei der Ausführung selbst angeschossen habe.
Das Tor, das nun keins war, war die eigenartige Pointe einer vogelwilden Schlussphase. Die Hamburger waren direkt nach Anpfiff der Verlängerung durch Stürmer Robert Glatzel in Führung gegangen, die Kölner wehren sich verzweifelt und taumeln den K.o. entgegen, ehe Anthony Modeste in der 120. Minute im Strafraum gehalten wird. Elfmeter. Modeste tritt an, trifft - ein nur kurzes Pokalglück. Ein historischer Fußball-Moment "Das Elfmeterschießen dann mit zwei Kontakten zu verlieren, habe ich auch noch nie erlebt", gestand Kölns Coach Steffen Baumgart. Ein Satz, den gestern Abend wohl sehr viele Menschen gesagt oder gedacht haben. (tno)