
„Wirtschaftlicher Unabhängigkeitskrieg“: Erdogan vertraut im Kampf gegen hohe Inflation auf „Gott“
Frankfurter Rundschau
Der türkische Präsident Erdogan weigert sich angesichts der hohen Inflation, dem Rat von Fachleuten zu folgen und fährt seinen eigenen Kurs.
Ankara - Die türkische Wirtschaft leidet seit Monaten unter einer hohen Inflation. Die Bevölkerung spürt den Wertverfall der türkischen Lira: Die Preise für Lebensmittel, selbst Brot, sind hoch in der Türkei. Viele Menschen könnten sich den Alltag kaum noch leisten, berichtet unter anderem die Tagesschau. „Die Inflation wird so bald wie möglich fallen - so Gott will“, ist sich Präsident Recep Tayyip Erdogan derweil sicher. Was gegen die hohe Inflation und hohe Preise helfen könnte?
Die Zinsen anheben, so die Meinung gängiger Wirtschaftswissenschaftler. Erfahrungsgemäß soll bei einer hohen Inflation der Zinssatz erhöht werden. Erdogan jedoch weigert sich: Die türkische Notenbank senkte auf Druck von Erdogan den Zinssatz mehrfach, derzeit beträgt er 14 Prozent. Nun forderte auch der türkische Unternehmerverband Tüsiad von Erdogan und der AKP das niedrige Zinsniveau zu beenden. Der Verband warnte „vor den Risiken einer starken Abwertung der Lira“, „einer galoppierenden Inflation“ und einer drohenden „Verarmung unseres Landes“.
Um seine Wirtschaftspolitik durchzusetzen, schreckt Erdogan auch nicht davor zurück, den Finanzminister und Posten in der Notenbank mehrfach auszutauschen. 2018 hatte er zuvor seinen Schwiegersohn zum Finanzminister gemacht, der allerdings 2020 zurückgetreten war. Die türkische Notenbank ist eigentlich unabhängig, wird aber nach Angaben der AFP mit Anhängern und Anhängerinnen von Erdogan besetzt.