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„Wir werden einen Guerillakrieg erleben“
Die Welt
Generalinspekteur der Bundeswehr Eberhard Zorn fürchtet eine längere blutige Auseinandersetzung. Außerdem spricht er übr die deutsche Positionierung – wenn Russland tatsächlich Chemiewaffen einsetzen würde.
WELT AM SONNTAG: General Zorn, spätestens seit Napoleons Russlandkrieg weiß jeder Küchenstratege, dass eine siegreiche Armee sich immer weiter von ihrem Heimatland entfernt, folglich abgeschnitten ist von Nachschub, Vorratslagern und Werkstätten. Wie erklären Sie sich, dass Putins Generäle einen derartigen Anfängerfehler begehen konnten, dass der Krieg nun fast ein Stellungskrieg geworden ist?
Eberhard Zorn: Seit Beginn des russischen Aufmarsches an der Grenze zur Ukraine im vergangenen Jahr haben wir jegliche Truppenbewegungen verfolgt. Die ganze Zeit über fragten wir uns, wann die Logistik und der Sanitätsdienst nachkommen – denn das waren für uns die Indikatoren, wann konkret ein Angriff beginnen könnte. Wir waren dann wirklich überrascht, als wir sahen, dass die nachgeführte Logistik nur sehr klein dimensioniert war. Die zweite Überraschung erlebten wir, als wir eine auf 60 Kilometer aufgestaute Panzer-Kolonne beobachteten, die sich tagelang nicht fortbewegte und damit ein leichtes Ziel für ukrainische Kräfte bot. Ich habe bis heute keine Erklärung dafür, warum der Aufmarsch der Russen derart fehlerbehaftet war.