„Wir sind geliefert“ – In Russland geht die Angst vor der Mobilisierung um
Frankfurter Rundschau
Es gibt Gerüchte neuer russischer Mobilisierung. Dabei gibt es immer mehr Druck vor der russischen Präsidentschaftswahl 2024. Wird mehr mobilisiert?
Russland – Im September wurde noch berichtet, dass eine erneute Mobilisierungswelle in Russland unwahrscheinlich sei. Etwa 450.000 Männer wurden in 2023 bis zum ersten Dezember dieses Jahres in den Militärdienst für den Ukraine-Krieg einberufen. Nun soll angeblich doch mehr in Russland mobilisiert werden.
Die Kyiv Post berichtete von einem russischen Mann, der von einer zweiten Mobilisierungswelle im nächsten Sommer, auch für Teenager, erzählte. Die Daten kämen laut Kyiv Post von dem ukrainischen Militärgeheimdienst, der ein Telefonat mit einem mit dem Mann befreundeten Frontsoldaten abgehört haben soll. Er fluchte viel und ging davon aus, dass die neue Mobilisierung beginne, sobald Russland die Reserven ausgehen. Die Berichte der Kyiv Post werden regelmäßig von Russland abgestritten und können nicht unabhängig bestätigt werden.
Am ersten Dezember 2023 hat Wladimir Putin eine neue Verordnung erlassen, durch die das totale russische Kampfpersonal von 1,15 Millionen auf 1,32 Millionen erhöht wird. Die Verordnung wird jedoch nicht als eine Zielsetzung eingeschätzt, sondern eher als eine Einschätzung der aktuellen Zahlen im Vergleich zum letzten Erlass vom 25. August 2022. Die Zahlen einberufener Soldaten gehen einher mit heftigen Verlusten unter den russischen Streitkräften, sodass ein Netto-Zuwachs von 170.000 Soldaten erst einmal realistisch erscheint.
ZDF Heute schätzte in einer Analyse eine weitere Teilmobilisierung vor den Präsidentschaftswahlen in Russland im März 2024 als unwahrscheinlich ein. Schon die letzte Teilmobilisierung sei sehr chaotisch gelaufen: Es gäbe eine geringe Bereitschaft, für Putin in den Krieg zu ziehen, und die russischen Behörden seien überfordert gewesen.
Immer wieder und in den letzten Wochen vermehrt gab es Berichte von Protesten, Petitionen und Appellen von Verwandten russischer Soldaten. Die überwiegend weiblichen Demonstrantinnen organisieren sich über die sozialen Medien wie den Telegram-Kanal „The Way Home“. Sie seien wütend, dass die Soldaten, die bei der ersten Teilmobilisierung im September 2022 einberufen wurden, ein Jahr später immer noch nicht zurückkämen.