„Wetten, dass..?“ im ZDF: Fremdschämen mit Thomas Gottschalk
Frankfurter Rundschau
„Wetten, dass..?“ ist zurück, das Revival wird zum Quoten-Hit. Aber dank Thomas Gottschalk auch zu einem Festival der Fremdscham. Die TV-Kritik.
Nürnberg - Es beginnt mit Standing Ovations. Drei Minuten lang lässt sich Thomas Gottschalk feiern, das Nürnberger ZDF-Publikum singt „oh wie ist das schön“. „Wetten, dass..?“ ist wieder da. Und Gottschalk liefert. Er braucht keine zwei Minuten, um sich über die Moderne lustig zu machen. Ob er gendern würde, sei er gefragt worden. „Natürlich“, sagt er, „wetten, die, wetten, der, wetten dass“. Denn Gottschalk, da lässt er keine Zweifel aufkommen, sieht sich als Bastion einer längst vergangenen Zeit.
Einer Zeit, in der sich niemand laut an der Hegemonie des weißen Mannes störte, der in seiner „Wurschtigkeit“ (so nannte Thomas Gottschalk es vorab in einem Interview) Altherrenwitzchen riss. Er beschwört im ZDF das Lagerfeuer herauf, an dem sich früher alle gemeinsam vor der Glotze wärmen konnten. Es ist dem Menschen zu eigen, die Vergangenheit zu verklären. Immer ein wenig wohliger auf ein Damals zurückzuschauen, als es wirklich gewesen war.
„Wetten, dass..?“ ist der Inbegriff dieses Gefühls. Wir alle haben unsere Geschichte mit diesem ZDF-Format, für viele ist es verbunden mit geliebten Menschen und Ritualen, die häufig nicht mehr unter uns weilen. Mit einer Zeit, in der alles ein wenig heimeliger, weniger stressig, schnell und laut war. Schon kurz nach Beginn dieses besonderen Fernsehabends explodiert etwa das Kurznachrichtenportal Twitter.