„Westwall“ (ZDF): Verblüffender Auftakt in fesselnde Serie
Frankfurter Rundschau
In der ausgezeichnet besetzten ZDF-Serie gerät eine verliebte junge Polizistin zwischen die Fronten von Neo-Faschisten und Verfassungsschutz.
Frankfurt - Wer schützt eigentlich die Verfassung vor dem Verfassungsschutz? Dies ist die alles entscheidende Frage, auf die „Westwall“ hinausläuft. Die ZDF-Serie basiert zwar auf einem gleichnamigen Roman, aber tatsächlich hat Benedikt Gollhardt zuerst die Drehbücher geschrieben und dann, als er keinen Abnehmer fand, ein Buch draus gemacht. Er wird nicht nur als Autor, sondern auch als „Creative Producer“ geführt, hatte also maßgeblichen Einfluss auch auf die Umsetzung seines Werks. Das erklärt womöglich den einen oder anderen Umweg der Geschichte; vier Folgen hätten es auch getan.
Fesselnd ist „Westwall“ (ZDF) trotzdem, zumal Gollhardt ein beeindruckend komplexes Handlungsgerüst entworfen hat. Zentrale Figur ist eine von Emma Bading sehr vielschichtig verkörperte Kommissarsanwärterin: Julia lernt eines Tages den gleichaltrigen Nick (Jannik Schümann) kennen. Weil dem jungen Mann ein Teil des linken kleinen Fingers fehlt, ist ihre Freundin und Kollegin Lydia (Lorna Ishema) überzeugt, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt, und tatsächlich entdeckt Julia nach der ersten gemeinsamen Nacht ein riesiges Hakenkreuz auf seinem Rücken: Nick gehörte als Teenager zu einer Neonazi-Clique, versichert jedoch glaubwürdig, das liege alles hinter ihm.
Trotzdem trägt er seinen Teil dazu bei, dass in Julias Dasein nichts mehr so bleiben wird, wie es mal war: Sie wird einen geliebten Menschen verlieren, einen anderen wiederfinden und mehrfach in größte Gefahr geraten. Außerdem muss sie damit leben, niemandem mehr trauen zu können, als sie erkennt, dass sie bloß eine Figur in einem abgekarteten Spiel ist.