
„Wenn man das liest, möchte man auch am nächsten Tag die Ukraine überfallen“
Die Welt
Seit zwei Jahren sitzt Russlands prominentester Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in einer Strafkolonie. Seine Geschäfte führt Leonid Wolkow fort. Schon jetzt bereitet er den Kampf um ein Russland nach Putin vor.
WELT: Herr Wolkow, wir sitzen hier in Vilnius an einem öffentlichen Ort. Kreml-Gegner fielen in der Vergangenheit schon mal aus Fenstern, wurden vergiftet oder erschossen, auch außerhalb Russlands. Fühlen Sie sich sicher, wenn Sie hier sitzen?
Leonid Wolkow: Ich fühle mich okay. Die belarussische Grenze ist nur 30 Kilometer entfernt. Absolute Sicherheit gibt es nicht, man muss gewisse Risiken akzeptieren. Unser Büro ist hier in der Straße, nicht weit von diesem Café entfernt. Dort lassen wir niemanden rein, das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Im Sommer ist uns ein Mann aufgefallen, der in einem Café ganz in der Nähe fünf Tage lang immer am selben Tisch gesessen und unseren Eingang beobachtet hat. Wir haben die Polizei gerufen. Die hat ermittelt, und das Ergebnis war: