„The Many Saints of Newark“ im Kino: Was vor den „Sopranos“ geschah
Frankfurter Rundschau
Die Vorgeschichte der Fernsehserie „Die Sopranos“ kann als Kino-Gangsterepos kaum befriedigen: „The Many Saints of Newark“ ist wenig originell.
Im gesitteten Mitteleuropa dauerte es bis in die knallbunten achtziger Jahre, bis in die entfesselte Postmoderne, bis es endlich jemand zu sagen wagte: Dass nicht weniger mehr sei, sondern mehr. Diese Weisheit hätte einem ein Tony Soprano längst verraten können – wäre der Gangster-Patriarch nicht erst für die Fernsehserie „The Sopranos“ Ende der 90er Jahre erfunden worden. Mehr, mehr, mehr; nie war Genug genug für die wachsenden Bedürfnisse der eigenen Sippe und der ganzen Gangsterfamilie. Kein Wunder, dass James Gandolfinis Serienfigur schon von der ersten Folge an eine Psychotherapie besuchte.
„The Many Streets of Newark“ blendet zurück in Tony Sopranos Teenagertage, gespielt von Gandolfinis Sohn Michael, geboren im selben Jahr wie die Fernsehserie, 1999. Und da nicht nur Straßengangster Dynastien lieben, halten zwei Väter der „Sopranos“ das Zepter: Serien-Erfinder David Chase schrieb das Drehbuch zusammen mit seinem langjährigen Drehbuchautor Lawrence Konner; Regie führt, wie bei etlichen Folgen Alan Taylor. Lange hatte Chase möglichen Fortsetzungen eine Absage erteilt als solle sich nichts in den Nachhall der Schwarzblende am Ende der letzten Folge mischen.
Der Weg auf die große Kinoleinwand belässt das Erbe einer der einflussreichsten Fernsehserien in diesem Sinne unangetastet. Aber er führt auch in einen neuen, anspruchsvollen Wirkungskontext. Fraglos werden Fans der Serie auch in die Kinos strömen, doch bewähren muss sich dieses Prequel nun in der Tradition großer Gangsterepen – in der Tradition von Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Sergio Leone oder Quentin Tarantino.