„The Batman“ im Kino: Zweikampf der Schatten
Frankfurter Rundschau
Matt Reeves schwelgerisch-altmodischer Blockbuster „The Batman“ ist der vielleicht dunkelste Film der Serie.
Carl Barks, das Genie hinter Donald Duck, sprach vom reellen Gegenwert, den er den Kindern für die 10-Cent-Heftchen liefern wollte. Um sich nicht lumpen zu lassen, zeichnete er so viele Gags und Details wie möglich in seine Bilder. Wäre „The Batman“ ein Comicheft, würde man seine 10 Cents wohl schon für die satte Druckerschwärze ausgeben.
Schon Christopher Nolans „Dark Knight“-Trilogie war finster, doch in Matt Reeves’ „The Batman“ sorgt allenfalls das Batman Sign am Nachthimmel für etwas Helligkeit. Der Genrebegriff „film noir“, in ersten US-Kritiken zu lesen, ist noch untertrieben.
„Zwei Jahre Nacht haben mich zu einem Nachttier gemacht“, haucht eine Stimme zu den ersten Stadtpanoramen einer diesmal besonders ungemütlichen Gotham City. Batmans Geständnis würde wohl auch sein Gegenspieler unterschreiben, der Serienmörder The Riddler. „Die Menschen denken, ich versteckte mich in den Schatten. Dabei bin ich selbst die Schatten.“ Das Originellste an dieser Szene aber ist die Musik von Michael Giacchino. Das Hauptmotiv besteht nur aus zwei Tönen, die sich, geschlagen auf schweren Glocken, über die Bassgeigen und das dunkle Blech des Orchesters legen. Während der folgenden drei Stunden gönnen sich die Studiosinfoniker kaum eine Pause. Opernfans lieben Batman, der immer ein wenig aussieht wie der Steinerne Gast aus „Don Giovanni“, aber so viel musikalisches Pathos gab es nicht mal in Tim Burtons „Batman Rückkehr“.
Die uralte Geschichte über korrupte Politiker und den Einsatz des fledermausmützigen Millionärssohn Bruce Wayne wird diesmal als klassischer Serienmörderfilm erzählt. Im Stil von David Finchers „Se7en“ treibt ein besserwisserischer Nerd sein Unwesen. Dass seine Opfer, beginnend mit dem amtierenden Bürgermeister, alle Dreck am Stecken haben, schürt begreiflicherweise schnell Todesangst unter den lebendigen Honoratioren der Stadt.
Die Fäden im Hintergrund ziehen Mafiaboss Carmine Falcone, verkörpert in gruseliger Geschwätzigkeit von einem heiseren John Turturro, und der „Pinguin“: Kein Geringerer spielt ihn als ein zur Unkenntlichkeit hinter Make-up verschanzter Colin Farrell. Vergeblich wartet man auf eine Rückblende, die erklärt, welcher Rasenmäher sein Gesicht so zugerichtet hat. Passen würde die grausige Szene fraglos in den Film.