„Team Wallraff"-Reporterin bricht bei Undercover-Pflegepraktikum in Tränen aus
RTL
„Und plötzlich bricht alles aus mir raus. Mir kommen die Tränen“, beschreibt Undercover-Reporterin Carolin die Szene am Ende ihres 9-tägigen Pflegepraktikums.
"Und plötzlich bricht alles aus mir raus. Mir kommen die Tränen", beschreibt Undercover-Reporterin Carolin die Szene selbst: Am Ende ihres neuntägigen Einsatzes als Pflegepraktikantin im Seniorenheim von Sereni Orizzonti in Augsburg spricht sie mit ihren Vorgesetzten über die Missstände, die sie dokumentiert hat. Und diese Missstände betreffen Menschen – alte, pflegebedürftige, oft hilflose Menschen.
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RTL-Reporterin Carolin hat undercover als Pflegepraktikantin viel erlebt, was sie "traurig und hilflos" zurücklässt, wie sie selbst sagt: "So darf das nicht bleiben. Die Menschen dort haben bessere Pflege verdient."
Das Schicksal einer alten Dame, die sich laut Aussagen von Pflegern im Bett wundgelegen hat und unter einer bis zu den Knochen tiefen Wunde leidet, macht die "Team Wallraff"-Reporterin besonders betroffen. Mehrere Mitarbeitende deuten in Gesprächen an, der Dekubitus sei auf Pflegefehler zurückzuführen. Sereni Orizzonti schließt nicht aus, dass ein Deckel eines Schnabelbechers ins Bett gerutscht sei, schließt aber aus, dass der ursächlich für die Wunde gewesen sei. Ein Eindruck, den unsere Reporterin besonders hat, ist, dass manche Pfleger überarbeitet und überlastet wirken. Personalmangel sei ein großes Thema, betonen viele in den Gesprächen mit der Undercover-Praktikantin. Laut Orizzonti entspricht die Personenanzahl den gesetzlichen Vorgaben.
"Willkommen im Chaos", wird RTL-Reporterin Carolin schon an ihrem ersten Tag im Augsburger Seniorenheim Ebnerstraße begrüßt. Kurz darauf erklärt eine Pflegerin, es fehlten seit Monaten die Stationshelfer. Die Pflegepraktikantin beobachtet, wie Heimbewohner im Frühstücksraum sitzen "wie Puppen", einige schlafen am Tisch ein.
"Normalerweise müsste man [sie] jeden Tag eine Stunde, zwei Stunden beschäftigen. Aber niemand ist da und alle langweilen sich", erklärt die Pflegerin. Was in Reinform laut Experteneinschätzung wie eine Foltermethode wirken kann, passiert hier offenbar aus Personalmangel. Stationshelfer sollten eigentlich die Fachkräfte unterstützen, während Betreuer sich mit den Bewohnern beschäftigen. Im Seniorenheim Ebnerstraße beobachtet die Undercover-Reporterin aus dem "Team Wallraff" aber, wie Betreuer die Aufgaben der Stationshelfer übernehmen. "Auf dem Betreuungsplan steht – nichts", wie Carolin beobachtet.
Der italienische Betreiber vieler europäischer Pflegeheime Sereni Orizzonti äußert sich dazu so: "Ich widerspreche entschieden der unrichtigen Behauptung, dass in unserem Haus Bewohner*innen ruhiggestellt werden. Es gibt einen wöchentlichen Beschäftigungsplan (…). Beschäftigung und Betreuung aller Bewohner*innen sind absolut angemessen und sie haben die Möglichkeit, sich an unseren täglichen Animationen zu beteiligen. Die Personalanzahl ist mehr als ausreichend, wobei wir, wie alle übrigen Einrichtungen in Deutschland auch, die mit der Corona-Pandemie verbundenen Schwierigkeiten ertragen müssen."
Und auch zu den Betreuern, die Stationshelfer-Aufgaben übernehmen, äußert sich Sereni Orizzonti auf RTL-Anfrage schriftlich: "Fällt ein Mitarbeiter beispielsweise durch Erkrankung aus, werden seine Aufgaben im Interesse und Schutz unserer Bewohner von den übrigen, entsprechend qualifizierten Mitarbeitern übernommen. Die Beschäftigungs- bzw. Ergotherapeuten übernehmen als Betreuer keine Aufgaben von Stations- und Pflegehelfern. Wir verfügen über eine ausreichende und den gesetzlichen Vorgaben entsprechende Anzahl an Mitarbeitern für alle Anforderungen."