
„Spider Man: No Way Home“ als später Megaerfolg des Jahres: Zu Haus im Kino
Frankfurter Rundschau
Fast ein Neujahrswunder: Spider Man hilft der Filmkultur in brenzliger Lage.
Jetzt, wo sie seit zwei Wochen in den Kinos turnt, sind wohl die meisten Geheimnisse der Spinne in der Welt. Und doch: Wer dieser Tage in einer regulären Kinovorstellung „Spider Man: No Way Home“ anschaut, erlebt eine wirklich seltene Intensität von Begeisterung. Es gibt kollektive „Wows“, es gibt Szenenapplaus, und würden Peter Parker und Freundin MJ am Ende heiraten, es würde wohl Reiskörner aus dem Publikum regnen wie bei der „Rocky Horror Picture Show“. Auch das vielleicht nicht mehr ganz unerhörte Comeback der früheren Spider-Man-Darsteller Tobey Maguire und Andrew Garfield aus alternativen Universen provoziert im Saal Überraschungslaute von der Art, wie ich sie selbst erst Heiligabend von mir gegeben habe: Als mir meine Freundin genau so einen orangefarbenen Pullover geschenkt hatte, wie ich ihn erhofft und mir in einer Andeutung gewünscht hatte. Woher kennt Marvel-Studios-Präsident Kevin Feige nur so genau die Wünsche der Fans? Hat da vielleicht jemand eine Andeutung gemacht?
Wahrscheinlich sind einige schon zum zweiten Mal im Kino, sonst ließe sich der rasante Erfolg kaum erklären: 14 Tage haben gereicht, um den Marvel-Blockbuster vorbei an zwei chinesischen Blockbustern und „James Bond: No Time to Die“ mit einer Milliarde Dollar Einspielergebnis zum weltweit erfolgreichsten Film des Jahres zu machen. Am Dienstag wurde allein in den USA die 500-Millionen-Marke übertroffen, mehr als Disneys „Die Schöne und das Biest“ und mehr als jeder andere Film in der Geschichte von Sony Pictures.
Einen Verlierer gibt es natürlich auch: Warner Bros.’ konkurrierender Blockbuster „Matrix – Resurrections“, gedreht in Köln und Babelsberg, brachte es in der gleichen Zeit auf lediglich 23 Millionen Dollar. Da hilft es wenig, dass in mancher Kritik die selbstreferenzielle Reise in die Virtualität für den intelligenteren Fortsetzungsfilm gehalten wurde. „Spider Man“ erfüllt seine Absichten so leichthändig und treffsicher, dass auch ein Sensationserfolg – wenigstens aus der Sicherheit der Nachbetrachtung – durchaus erklärlich scheint.