„So kann man nicht mit den Menschen umgehen, die hier leben“
Die Welt
Rot-Grün-Rot treibt in Berlin den Umbau der Hauptstadt zur Fahrradmetropole voran. Jetzt sollen die Räder an einer wichtigen Bundesstraße mehr Platz bekommen. Dabei ist das Prestigeprojekt des fahrradfreundlichen Stadtumbaus bereits gescheitert. Das sieht inzwischen auch der Senat ein.
Wenn Anja Schröder nachmittags vor ihre Weinhandlung im Zentrum Berlins tritt, blickt sie auf ein Verkehrschaos. Wenige Meter neben den Tischen für ihre Gäste stehen Autos im Stau. Arbeiter entladen ihre Transporter, Krankenwagen hupen sich den Weg frei. Es ist laut. Dabei lag Schröders Weinhandlung einmal in einer ruhigen Nebenstraße – bis der Berliner Senat einen Verkehrsversuch startete.
Seit fast zwei Jahren ist ein Teil der Friedrichstraße in Berlin-Mitte autofrei. Doch der Verkehr ging nicht zurück, sondern verlagerte sich in Parallelstraßen, auch vor Schröders Weinhandlung. In der Friedrichstraße blieben die erhofften Passanten aus; die Straße wird als Radschnellweg genutzt. An anderen Stellen in der Hauptstadt stockt der Ausbau von Radschnellwegen wiederum. Die Friedrichstraße und die Radschnellwege entwickeln sich zu einem Fiasko der Berliner Verkehrspolitik und der neuen rot-grün-roten Landesregierung.