„Raus“ (ARD): Aussteigerdrama im Ersten inklusive Dixie-Klo-Stunt
Frankfurter Rundschau
Das Regiedebüt mit den Jung-Stars Matti Schmidt-Schaller und Milena Tscharntke beginnt furios und wandelt sich dann zum entschleunigten Aussteigerdrama.
„Alles ist für alle da“, „Tue Gutes, und dir wird Gutes widerfahren“, dazu idyllische Bilder eines jungen Paars, das wie Adam und Eva im Einklang mit der Natur zu leben scheint: Der Auftakt zu „Raus“ in der ARD geht ans Herz. Aber dann folgt ein abrupter Kontrast, wie er kaum größer sein könnte: Umweltverschmutzung, Küken im Schredder, ein feuernder Panzer. „Die Welt ist am Arsch, weil die Falschen am Drücker sind“, stellt Glocke (Matti Schmidt-Schaller) fest, und dagegen will er was unternehmen. Eine Bildfolge zeigt, was er bislang jedoch alles nicht unternommen hat: Er hat sich nicht als Pornodarsteller verdingt, um mit seiner Gage den Regenwald zu retten, er hat keine geflüchtete Frau geheiratet, sodass sie in Deutschland bleiben kann, und er ist auch kein militanter Ökoaktivist. All’ das hat er aber offenbar Lena (Tijan Marei) erzählt, damit er bei ihr auf der Couch schlafen kann. Weil er die Nächte noch lieber in ihrem Bett verbringen würde, hat er sich auf eine waghalsige Aktion eingelassen, die prompt schiefgeht. Mit dieser Handlung ließe sich locker ein kompletter Spielfilm füllen, aber tatsächlich bildet sie bloß den furiosen Prolog der ersten Regiearbeit von Philipp Hirsch, der das Drehbuch gemeinsam mit Thomas Böltken geschrieben hat. Nach einer mit entfesselter Kamera (Ralf Noack) inszenierten Verfolgungsjagd mündet der Auftakt schließlich in eine flammende antikapitalistische Rede Glockes, nachdem er zwei Sicherheitsleuten und ihrem Wachhund ein Schnippchen geschlagen hat. Dass das entsprechende Video im Netz durch die Decke geht, dürfte allerdings eher mit dem unrühmlichen Abgang zu tun haben, denn Glocke steht bei seiner Rede auf einem Dixi-Klo, und als das fragile Dach unter ihm nachgibt, steckt er buchstäblich in der Scheiße.More Related News