
„Nuhr im Zweiten“ statt Böhmermann – Die Banalität des rechten Humors
Frankfurter Rundschau
Jan Böhmermann macht sein ZDF Magazin Royale zu „Nuhr im Zweiten“. Die Persiflage zeigt die Banalität konservativen Humors auf. Die TV-Kritik.
Frankfurt - Es ist eine bemerkenswerte Folge des ZDF Magazin Royale: Alte weiße Männer und Konservative mit liberaler Maskerade werden repräsentiert. Genauer: deren Humor. Das gibt es ja sonst nicht mehr genug – zumindest, wenn es nach ihnen selbst geht. Jan Böhmermann dagegen verzichtet – bis auf wenige Sekunden – auf einen Auftritt. Durch das Fehlen ihrer Hassfigur können auch „Liberal“-Konservative ohne große Pulsanstiege am Freitagabend ZDF schauen. „Nuhr im Zweiten“ sei Dank!
Bevor sich die Konservativen und Pseudoliberalen zu sehr freuen: Nuhr bekommt nicht wirklich mehr Sendezeit. Der alte weiße Mann bleibt mit „Nuhr im Ersten“ in der ARD. Böhmermann bringt im ZDF Magazin Royale eine Persiflage. Nicht ganz der echte Dieter Nuhr präsentiert die Sendung, sondern Sebastian Rüger.
Auch die Persiflage von „Nuhr im Ersten“ ist eine „Sendung ganz ohne Denk- und Sprechverbote“. Ähnlich wie Nuhr verschluckt Rüger das Mikrofon fast, während er hineinatmet und sich dabei anhört, als würde ihn jedes Wort enorm anstrengen. Mit zusammengekniffenen Augen beschreibt der Nuhr-Parodist zur Sendung: „Ungecancelt und unzensiert, denn die vornehmste Aufgabe der Satire ist doch, den Menschen den Spiegel vorhalten.“ Und genau das macht das ZDF Magazin, eben mit Dieter Nuhr und seinesgleichen. Gemeint sind Leute, die auf großen Bühnen stehen und sagen, dass man nichts mehr sagen darf. Also auch die Möchtegern-Liberalen, die Böhmermann kürzlich kritisiert hat.
„Nuhr im Zweiten“ wirkt so unheimlich authentisch. Wer nicht richtig, oder ohne Brille hinschaut, könnte Rüger und Nuhr optisch und stilistisch verwechseln. Und auch inhaltlich kommt das dem Gesabbel aus „Nuhr im Ersten“ erstaunlich nahe. Die gesamte Sendung besteht aus einer Reproduktion der misogynen, rassistischen, LGBTQ+-feindlichen Stammtischsprüche. Das ZDF Magazin ist deshalb anstrengend. Fraglich ist auch noch, ob diese Wiedergabe wirklich nötig ist, um Nuhr zu kritisieren.
Fest steht jedenfalls: Böhmermanns Team und die Protagonist:innen der Sendung – dazu gehört in diesem Fall auch das Publikum – stellen die Banalität des rechten Humors à la Dieter Nuhr und Lisa Eckhart heraus. Ohne gefestigte Ideologie, aber gespickt mit reichlich Sexismus, passt auch die Luke-Mockridge-Parodie in die Sendung.