
„Mit seinem Schaffen hat er alle Kategorien infrage gestellt“
Die Welt
Der Galerist Johann König fand in dem verstorbenen Modedesigner Virgil Abloh Inspiration und einen Partner. Bis zuletzt hatten beide noch Kontakt. Hier schreibt er, warum ihn Ablohs Tod sehr getroffen hat.
Noch im Oktober hatten wir Kontakt, als ich Virgil für das Magazin unserer Galerie gefragt habe, was das erste Kunstwerk war, das er je gekauft hat. Es kam eine geniale und überraschende Antwort, wie sie typisch für ihn war. Ich möchte sie hier leicht gekürzt zitieren: „Es geht um das Wesen von Kunst – was sie ist und für die Gesellschaft bedeutet. Das erste Kunstwerk, das ich gekauft habe, war ein schwarzer Air-Force-One-Sneaker. Dieser Schuh, dieses Objekt ist tief in unserer Kultur verwurzelt.
Er ist eine Art Brücke zwischen Skulptur und Gebrauchsgegenstand. Er hat eine bestimmte Bedeutung für bestimmte Menschen und ist gleichzeitig allgemeingültig – ganz anders als der weiße Air Force One. Ich habe die Schuhe bei Foot Locker gekauft, was mir wichtig erscheint, um die Ähnlichkeiten von Foot Locker mit einer Galerieninfrastruktur in der Kunstwelt zu verstehen. Diese Übergänge von der echten Welt und der Kunstwelt machen die zeitgenössische Kunst relevant. Wenn man die schwarzen Nike Air Force One in einem Viertel mit schwarzer Bevölkerung trägt, versteht jeder, was du meinst. Aber sie existieren auch mit einer zweiten oder dritten Ebene. Oder ganz ohne Bedeutung. Das macht die Magie des ersten Kunstwerks aus, das ich gekauft habe.“