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„Maybrit Illner“ (ZDF): Karl Lauterbach wird in die Mangel genommen
Frankfurter Rundschau
Das Thema Corona bestimmt weiterhin die Talkshows. Maybrit Illner spricht mit ihren Gästen im ZDF-Talk über die Impfpflicht und die neue Teststrategie.
Berlin - „Wieder nicht gemeinsam gegen Corona?“ So führte Maybrit Illner in ihre ZDF-Sendung am 27. Januar 2022 ein, in der es um die beiden kontroversen Fragen der Impfpflicht und der neuen Teststrategie ging. Ein Einspieler gewährte einen Rückblick auf die Versorgungslücken während der Corona-Pandemie: Erst waren es Masken, dann der Impfstoff und nun PCR-Tests, die nicht in benötigter Menge verfügbar sind. Eine Tabelle zeigte, dass Deutschland bei der Anzahl der durchgeführten PCR-Tests nur auf Platz 26 liegt, während das Nachbarland Österreich an der Spitze steht. Allerdings muss man sich vor Augen führen, dass Deutschland sich damit bei 47 Ländern in Europa immer noch im Mittelfeld bewegt, was in der in der Sendung nicht kenntlich gemacht wurde.
In alten Talkshow-Ausschnitten war zudem Karl Lauterbach zu sehen, der wiederholt darauf hinwies, dass Schnelltests nicht zuverlässig genug seien. Der Gesundheitsminister von der SPD, der an diesem Abend auch im Studio zu Gast war, stellte daraufhin schnell richtig: „Ganz so schlecht sind die Tests auf keinen Fall.“ Als Grund für die geringe Anzahl von durchgeführten PCR-Tests führte Lauterbach die privat geführten Labore an, die nicht von der Bundesregierung gesteuert werden. Die Schnelltests seien brauchbar, weil sie anschlagen, wenn man für andere Menschen ansteckend ist. Das bestätigte auch der Immunologe Carsten Watzl und erklärte, man könne nicht „eben so“ die Testkapazitäten verdoppeln. In der jetzigen Situation könne man wenig machen, dafür hätte man anders vorsorgen sollen.
Thorsten Frei, der Parlamentarische Geschäftsführer der Union und Lauterbach lieferten sich daraufhin einen Schlagabtausch, wer zu welchem Zeitpunkt anders hätte handeln müssen, um die Situation zu antizipieren und entsprechend zu planen. Frei sprach von „Planungssicherheit“ für die Menschen und Linda Teuteberg (FDP) forderte eine vorausschauende Politik, die nicht von den Gerichten korrigiert werden müsse. Lauterbach war hier der Druck deutlich anzumerken, unter dem er seine Maßnahmen rechtfertigen muss. Bemüht, die Argumente der Gegenseite zu entkräften, verhaspelte sich der Gesundheitsminister teilweise, konnte seine Entscheidungen aber dennoch gut begründen.
Lediglich in der Frage, wie lange jemand als genesen gilt, wurde Lauterbach etwas ungenau. Thorsten Frei bemängelte, dass durch die Verkürzung von sechs auf drei Monate die Menschen von einem auf den anderen Tag vor andere Tatsachen gestellt wurden und sich plötzlich mit Einschränkungen konfrontiert sahen. Lauterbach führte als Gegenargument den Wegfall der Quarantäne für Geboosterte an, über die sich auch niemand beschwert habe. Dies ist schwerlich zu vergleichen, weil es auf der einen Seite um Einschränkungen, auf der anderen aber um Entlastungen geht. Die Diskussion zeigte aber auch die Schwerfälligkeit der Debatten und der Umsetzung von Maßnahmen in der Corona-Pandemie. Wo anfangs darüber geredet wurde, dass man zu langsam auf die anrollende Corona-Welle regiert habe, wurden hier schnelle Änderungen als nicht vor dem Bürger vertretbar bewertet. Auch in der Frage der Impfpflicht wurde deutlich, dass diese in anderen europäischen Ländern schneller und problemloser durchgesetzt wurde, trotz ähnlicher Bedenken.
Von den Problemen in der Bewertung der Impfpflicht sprach auch Frauke Rostalski vom Ethikrat: Es gehe darum, vulnerable Menschen zu schützen, sie sehe es aber auch problematisch, dem Pflegepersonal, das in den letzten 24 Monaten viel geleistet habe, noch mehr zuzumuten. Ein weiterer Einspieler zeigte, dass auch die Gesundheitsämter teilweise Zweifel an der ab dem 15. März gültigen Impfpflicht für Pflegeberufe haben, da die Impfungen nicht kontrolliert werden könnten und ein kündigungsbedingter Personalmangel befürchtet werde.