„Maischberger. Die Woche“ (ARD): „Es sind die Ungeimpften, die die Infektionen treiben“
Frankfurter Rundschau
Bei Sandra Maischberger (ARD) geht es einmal mehr um Corona: Infektionszahlen auf Rekordniveau und Sorge wegen Omikron. Hilft nur noch ein Lockdown?
Berlin – Das derzeitige Plateau der Pandemie-Zahlen darf optimistisch stimmen, doch der Ton im Umgang mit der vierten Corona-Welle wird immer schärfer. Vor allem die Gruppe der Nicht-Geimpften gerät unter Druck, selbst die seitens der Politik lang kategorisch ausgeschlossene Impfpflicht steht plötzlich ganz selbstverständlich zur Debatte. Auch bei Sandra Maischberger im Ersten votierten die Gäste mit unterschiedlichen Härtegraden dafür, die Teilhabe der „Ungeimpften“ am täglichen Leben stark zu reglementieren. Aber auch Geimpfte müssen Einschränkungen hinnehmen. Das zeigte schon der Umstand, dass die Maischberger-Sendung ohne Studiopublikum stattfand.
Am Pult stellten die ARD-Moderatorin Anna Planken, die SZ-Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt und der Publizist Wolfram Weimer der Corona-Politik ein verhaltenes Zeugnis aus. Berndt findet das aktuelle politische Handeln „unerträglich zäh“, sieht die Verantwortung aber anderswo: „Es sind die Ungeimpften, die die Infektionen treiben.“ Eine Sichtweise, die Anna Planken teilt. Für sie sind Nicht-Geimpfte eine „sehr laute Minderheit“, für die es „erstmal klar ungemütlich“ werden müsse. Zusätzlich müssten „strengere Regeln“ wie 2G-Maßnahmen her. Dass Experten wie Christian Drosten oder Alexander Kekulé das Narrativ der „Pandemie der Ungeimpften“ und die Sicherheit von 2G-Veranstaltungen bezweifeln, spielt heute keine Rolle.
Wolfram Weimer kritisiert im ARD-Talk bei Maischberger das erneute Versäumnis der Politik, das Land nicht für die Herbstwelle gerüstet zu haben. Die Einsetzung des Bundeswehr-Generals Carsten Breuer als Krisen-Manager nennt er einen „Offenbarungseid der Politik“. Als ebensolchen könnte man auch die angekündigte allgemeine Corona-Impfpflicht beschreiben, die bis vor kurzem als Verschwörungstheorie galt. Christina Berndt war „eigentlich dagegen“, zeigt sich nun aber nicht abgeneigt und wiederholt das bekannte Credo: „Unbedingt jetzt impfen.“ Der kritische Weimer bemängelt indes den Wortbruch der Politik und wendet ein: „Es gibt wichtige verfassungsrechtliche Gründe dagegen.“ Als zielführender erachtet Weimer eine mögliche Impfverpflichtung für Ältere, die die höhere Krankheitslast tragen.