
„Kritisch im besten Sinne“
Frankfurter Rundschau
FR-Redakteur Pitt von Bebenburg mit Politprominenz als Landtagskorrespondent verabschiedet. Er wird Chefreporter der Frankfurter Rundschau. Hanning Voigts sein Nachfolger in Wiesbaden.
Am Balkon des Landtags ein „Alles Gute, Pitt“-Transparent. Davor der junggebliebene Pitt von Bebenburg mit einer Medaille für den Otto-Brenner-Preis, mit dem er für seine Enthüllungen zur rechtsextremen Drohbriefserie „NSU 2.0“ ausgezeichnet wurde. In der Hand eine Zeitung mit der Schlagzeile: „Bouffier: ,Wenn er geht, geh ich auch!‘“
Diese Karikatur von Thomas Plaßmann hat Pitt von Bebenburg am Dienstag im hessischen Landtag als Geschenk der FR-Redaktion erhalten. Nach gut 16 Jahren hört er Ende März als Landtagskorrespondent auf und wird Chefreporter der Frankfurter Rundschau. Gut 40 Gäste, darunter Minister:innen und Fraktionsvorsitzende, kamen zum Empfang der FR, bei dem auch von Bebenburgs Nachfolger Hanning Voigts vorgestellt wurde. Der 39-Jährige schreibt seit 2012 für das Regionalressort und hat sich etwa mit Recherchen zu Rechtsextremismus profiliert. Darüber hinaus bleibt Jutta Rippegather im Landtagsteam, die bereits seit 2013 regelmäßig aus dem Parlament berichtet.
Kritisch und fair, investigativ und menschlich – so beschrieben alle Redner Pitt von Bebenburg. Landtagsvizepräsident Frank Lortz (CDU) gestand, sich über bissige Glossen von Bebenburgs über die CDU zu amüsieren – auch wenn einige aus der Partei da die Stirn runzeln dürften. Von Bebenburg sei „stets kritisch, im besten Sinne“. Er stärke die Fähigkeit der Bürger:innen, sich eine Meinung zu bilden, was bei der heutigen „Informationsflut“ essentiell sei. Günter Rudolph, SPD-Fraktionsvorsitzender und Teamchef der Landtagself, würdigte von Bebenburg als „Bollwerk“ des Fußballteams: In 63 Spielen habe er viele Gegentore verhindert und bei Ausflügen nach vorne – wie einst „Kaiser“ Beckenbauer – acht Tore geschossen. Doch abseits des Feldes habe er auch Mannschaftskollegen nicht geschont.
Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) sagte: „Wir leben in Zeiten, in denen uns bewusst wird, dass das, was wir haben, nicht selbstverständlich ist.“ Wie Pressefreiheit und Demokratie. Mit seinen Beiträgen habe von Bebenburg „unglaublich viel“ dafür geleistet und gezeigt, was ihm besonders am Herzen liege: Freiheit, Gleichheit und der Einsatz gegen Rechtsextremismus.
Stefan Kuhn, Leiter der FR-Redaktion Frankfurt & Rhein-Main betonte, die Demokratie brauche mutige Rechercheure wie von Bebenburg, die in jahrelanger Arbeit Skandale öffentlich machten. Die Berichterstattung über Landespolitik habe für die FR weiter eine Schlüsselrolle.