„Keine Zeit für Arschlöcher“ im ZDF: Horst Lichter ist gar nicht mal so unsympathisch
Frankfurter Rundschau
Der Film „Keine Zeit für Arschlöcher“ dreht sich um das Leben von Horst Lichter – eine etwas andere Filmvorschau.
Machen wir uns nichts vor. Wir leben in Zeiten von der klassischen Eleganz eines formvollendet tätowierten Arschgeweihs – und im Rahmen der damit einherröhrenden, zunehmend schonungsloser wütenden gesellschaftlichen Gesamtverwahrlosung hat vor allem die kulturelle Landschaft enorme Kollateralschäden zu beklagen.
Da verwundert es nur wenig, dass beispielsweise dem alten Volksmundkatalog, was denn ein Mann in seinem Leben so zu erledigen habe – nämlich ein Haus zu bauen, einen Baum zu pflanzen und ein Kind zu zeugen (mir persönlich gelang diesbezüglich mit einem abgerissenen Haus, einem gefällten Baum und einem Schwangerschaftsabbruch lediglich ein fragwürdiger Eigentorhattrick) – offenbar noch die Verfilmung des eigenen Lebens hinzugepackt wurde.
So ist etwa am Sonntag, den 09. Januar um 20.15 Uhr im ZDF unter dem Titel „Horst Lichter – Keine Zeit für Arschlöcher“ das Leben des titelgebenden Herrn Lichter zu begucken. Und im Rahmen der diesem Ereignis vorausschwappenden Bugwelle gilt es hier offen einzugestehen: Obwohl der Film bereits seit einigen Tagen in der entsprechenden Mediathek zu finden ist, habe ich ihn nicht gesehen, sondern die eingesparten 90 Minuten lieber in das mit alten Versatzstücken garnierte Zusammenschmieren dieses Textes investiert.
Zugegeben, wahrscheinlich werden die meisten Film- und Fernsehkritiken in vollkommener Unkenntnis des zu Beschreibenden verfasst … aber ich gebe es hier - wenn auch nicht stolz darauf – zumindest immerhin offenkundig zu. Und das, also das Nichtgucken, aus einem (wie ich finde) sogar halbwegs ehrenwerten Grund.
Denn obwohl ich alles andere als ein Freund von automatisiertem Frohsinn und dem kaum mehr aus dem Bewusstsein viel zu vieler Leute herauzukratzenden Irrglauben bin, ein Dialekt (gerne optisch zementiert durch einen „witzig-frechen“ Zwirbelbart wie er bspw. seit Anbeginn der Zeit den Dauerkarnevalsrheinländer brandmarkt) sei per se lustig, muss ich in der Causa Lichter dennoch freimütig eingestehen: Mir ist der Mann alles andere als unsympathisch.