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„Kein Platz für Verstehen oder Verzeihen“
Frankfurter Rundschau
Russlands Propagandamaschine schüttet Gift und Galle über die bunten Spiele in Japan aus, bei denen die russischen Athlet:innen nicht unter ihrer Flagge antreten dürfen. Auch in Tokio selbst gibt es Verwerfungen.
Nikolai Walujew, früherer Boxweltmeister und Duma-Abgeordneter, war empört: „Noch gestern schien es irgendwie verwunderlich zu sehen, wie ein Kerl aus einer Damentoilette kommt“, schrieb der Duma-Abgeordnete und frühere Boxweltmeister auf Instagram zu einem Video der neuseeländischen Gewichtheberin Laurel Habbard. Sie nimmt bei den Spielen in Tokio als erste Transgender-Olympionikin teil. Walujew warnte davor, dass künftig eine Flut von „Exkerlen“ den Weltfrauensport diskreditieren wird. „Hier gibt es keinen Platz für Verstehen oder Verzeihen.“ Die Spiele in Tokio sind in vollem Gange, Russland aber veranstaltet seine eigenen olympischen Skandale. Das Feuer des Weltsportfestes war noch nicht entfacht, da empörte sich Tatjana Nawka, frühere Eistanzolympiasiegerin und Gattin von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, ebenfalls auf Instagram über das Video eines spanischen Sportgymnasten, der in einem glitzernden und knappen Trikot das Band ringelte. „Ein Kulturschock!“, beklagte Nawka solche angebliche Unmännlichkeit. „Welche Menschen wachsen in der westlichen Welt mit diesen Tendenzen auf?“ Noch ist rhythmische Sportgymnastik für Männer keine olympische Disziplin, die Eistänzerin aber erntete laute Zustimmung bei der Moskaus Prominenz. Es sind besondere Spiele für Russland. Wegen des systematischen Dopings im vaterländischen Hochleistungssport, vom Staat jahrelang mit organisiert und gedeckt, dürfen die 335 russischen Teilnehmer nur unter Auflagen teilnehmen: ohne nationale Trikots, Fahnen und Hymne.More Related News