„Istanbul wird Ziel des nächsten Bebens“: Fachleute warnen – 15 Millionen Menschen in Gefahr
Frankfurter Rundschau
Erst in diesem Jahr wurde die Türkei von schweren Erdbeben erschüttert, Tausende Menschen starben. In naher Zukunft droht ein ähnlich schweres Beben in Istanbul.
Istanbul – In den vergangenen Jahren wurde die Türkei immer wieder von teils schweren Erdbeben heimgesucht. Zuletzt sorgten Erdbeben in der Südosttürkei für enorme Verwüstung – Tausende Menschen kamen ums Leben. Über mehrere Wochen hinweg waren Nachbeben zu spüren. Doch dabei soll es nicht bleiben: Expert:innen warnen bereits vor den nächsten Beben, die noch stärker werden könnten.
Die Türkei ist ein seismisch sehr aktives Gebiet. In der sogenannten Ostanatolischen Störungszone, in der die anatolische und die arabische Platte aneinander stoßen, entstehen Spannungen in der Erdkruste, welche die vergangenen Beben in der Südosttürkei ausgelöst haben. Obwohl auch Istanbul als besonders gefährdet gilt, blieb die Stadt in den vergangenen Jahren jedoch verschont. In Zukunft könnte sich das allerdings ändern.
Wie Professor Naci Görür, Geologe an der Technischen Universität in Istanbul, im Gespräch mit der ARD erklärt, wirkt die arabische Platte vom Süden aus auf die anatolische Platte ein und schiebt sie nach Westen. Während die Auswirkungen bislang nur im Südosten der Türkei zu spüren waren, wandern sie nun jedoch immer weiter in westliche Richtung. „Das Marmarameer vor Istanbul wird deshalb das Ziel des nächsten Erdbebens sein“, warnt Görür.
Auch Professor Marco Bohnhoff vom Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) betont im Interview mit der Wissensplattform Erde und Umwelt (Earth System Knowledge Plattform, ESKP) der Helmholtz-Gemeinschaft, dass sich die Fachleute einig seien, dass in naher Zukunft mit einem schweren Erdbeben in der Region Istanbul zu rechnen sei. Die Frage sei also nicht, ob es zu der Katastrophe komme, sondern wann.
Einen genauen Zeitpunkt können die Experten noch nicht vorhersagen. Es sei jedoch in den nächsten zehn Jahren damit zu rechnen, spekuliert der Geologe Sükrü Ersoy von der Technischen Universtität Istanbul gegenüber dem Nahost-Thinktank Mena-Watch. Eine Stärke von 7 bis 7,5 sei möglich. Das letzte schwere Beben in der Türkei im Februar 2023 erreichte einen Wert von 7,8 und kostete 56.697 Menschen das Leben.