„Ironie hat derzeit keine Konjunktur“
Die Welt
Die Hälfte seiner Witze würde heute Shitstorms auslösen – ganz zu schweigen von seinen Kunstfiguren à la „Vadder Teresa“ oder „Nazi-Panse“. Eine Begegnung mit Harald Schmidt in Zeiten der Lach- und Sprachvorschriften.
„Bereit, weil Ihr es seid!“ Der Wahlspruch ist Harald Schmidt Befehl, und so hat der 64-Jährige sich zu Hause all die Duelle, Trielle, Wahlarenen und „Klartext“-Interviews reingezogen, die er früher sarkastisch kommentiert hätte. Ihn begeistert die Chuzpe, mit der Olaf Scholz auf unangenehme Zuschauer-Einwürfe mit den Worten „Danke für die Frage, ich bin bei Ihnen!“ reagiert.
Faszinierend für Schmidt auch jenes Plakatmotiv der FDP, auf dem der Parteichef, leicht nach vorne gebeugt, offensichtlich zu nächtlicher Stunde, etwas in die Kladde kritzelt: „Christian Lindner schreibt an Teil zwei der Hitler-Tagebücher“ – so lautet die knappe Bildbeschreibung von Harald Schmidt. Nur bei Gendersternchen versteht er keinen Spaß.