
„In Afghanistan wiederholt sich Geschichte alle 30 Jahre“
Die Welt
Zarifa Ghafari wird jüngste Bürgermeisterin Afghanistans. Dann bringen die Taliban ihren Vater um, nach der Machtübernahme muss sie fliehen. WELT erzählt sie, warum sie immer wieder in ihre Heimat zurückkehrt, obwohl auch sie jederzeit ermordet werden könnte. Und was Afghanistan jetzt braucht.
26 Jahre ist Zarifa Ghafari alt, als sie 2018 zur Bürgermeisterin der afghanischen Provinzhauptstadt Maidan Shahr erklärt wird. Damit ist sie nicht nur eine von wenigen weiblichen Stadtoberhäuptern des Landes, sondern dazu noch die jüngste. In dem von einem streng-religiösen Konservatismus, bisweilen von Extremismus geprägten Land wird dieser Erfolg zum Höllenritt: Ghafari wird von einem wütenden Mob gejagt, ihre Arbeit als Bürgermeisterin kann sie zeitweise nur unter Bedingungen leisten, die für deutsche Amtskollegen absurd wären. Ihr Vater wird von den Taliban ermordet. Trotzdem schafft sie es, Dinge voranzubringen – Schulen zu bauen, Ordnung zu schaffen. Zumindest einige Monate lang.
WELT: Frau Ghafari, Sie versuchen in Ihrer Autobiografie, einen unverstellteren Blick auf die Menschen Afghanistans zu präsentieren. Indem Sie etwa die für die Gesellschaft wichtige Rolle betagter Männer erklären: Diese seien „Analphabeten, aber weise“. Im Westen scheint vor allem Ersteres gesehen zu werden. Stört Sie das?