„Ihr Vertrauen wird ausgenutzt“
Frankfurter Rundschau
Hartmut Walz, Professor für Betriebswirtschaft, zum Gebaren von Finanzvertrieben wie MLP, die mit allen Mitteln versuchen, Studierenden an Hochschulen Versicherungen zu verkaufen
Das Semester hat gerade wieder begonnen – und an vielen Hochschulen dürfen die Studierenden wieder ganz oder teilweise in Präsenzveranstaltungen gehen. Das freut auch Hartmut Walz. Der BWL-Professor hat an seiner Fakultät an der Hochschule Ludwigshafen die Aufgabe des Erstsemesterbeauftragten übernommen. „Das macht mir große Freude“, sagt er. „Da kann man die jungen Leute auch schon ein wenig in die Spur bringen. Ihnen sagen: Pass auf, auf wen du triffst.“ Walz warnt die Studierenden explizit vor Finanzvertrieben wie MLP, die an deutschen Hochschulen auf Kundenjagd gehen.
Herr Walz, Sie lehren BWL an der Hochschule Ludwigshafen und betreiben einen Finanzblog, in dem Sie Verbraucherinnen und Verbraucher unter anderem vor unseriösen Finanzanbietern und fragwürdigen Produkten warnen. In besonderem Maße haben Sie sich mit MLP-Berater:innen und deren Finanzpraktiken an Universitäten beschäftigt. Wie sind Sie dazu gekommen? Ich fühle mich als Verbraucherschützer, habe auch schon 1991 über die Beratungsqualität bei Finanzdienstleistungen promoviert. Ich möchte betonen: Ich trage keine private Fehde aus mit MLP. Ich mache keinen Unterschied zwischen diesem Unternehmen und anderen Finanzvertrieben. Aber MLP ist mit Abstand der größte Vertrieb auf den deutschen Hochschulcampus, hat ja auch in großem Stil eigene Hochschulteams. Aber ich kann Ihnen auch viele Geschichten über fragwürdiges Gebaren kleinerer Vertriebe wie der Akademikerfinanz und Tecis erzählen. Oder auch die DVAG – dann aber weniger an den Universitäten, sondern stärker an den Volkshochschulen.
Erzählen Sie uns bitte ein wenig darüber, was genau Sie an dem Verhalten von MLP und anderen Finanzvertrieben auf den Unicampus stört.