
„Ich war eine Spätzünderin, ein Nerd“
Die Welt
Die New Yorkerin Amy Sillman ist eine Ikone des Feminismus. Als Malerin hat sie sich erst spät durchgesetzt. Ihre neuen Bilder, die im Corona-Exil entstanden, erzählen von inneren und äußeren Tumulten.
Hätten Bilder Ellenbogen, wären sie wie die von Amy Sillman. Mal hauen sie einem in die Seite, mal fegen sie die gesamte Malereigeschichte des 20. Jahrhunderts vom Tisch – und mit ihr die Mythen über Machos und Macht, Genie und Wahnsinn.
Geboren 1955 in Detroit, studierte Sillman im New York der 70er-Jahre an der Manhattan School of Visual Arts. Und während der Kunstmarkt bald von abstrakten Künstlern geflutet wurde, tauchte Sillman in eine Parallelwelt von Soho ein – in der das Nachtleben und der Film mehr zählte als Malerei, in der Aids und Feminismus alle beschäftigte – und publizierte eine der ersten Bibliografien über lesbische Künstlerinnen für die feministische Zeitschrift Heresis. Nebenbei war sie im Atelier und malte – und war damit die Ausnahme. Ausgestellt hat sie bis in die 90er-Jahre jedoch nicht.