„Hassen Sie mich bitte in Maßen“
Die Welt
Das Pariser Schwurgericht hat 19 der 20 Angeklagten im Mammutprozess der Pariser Attentate für schuldig befunden. Die Haftstrafen reichen von zwei Jahren bis lebenslang. Eine Herausforderung für das Gericht: an denjenigen, derer man habhaft wurde, kein Exempel zu statuieren.
V13 nennen sie den Prozess in Frankreich, die Abkürzung steht für vendredi 13, für Freitag, den 13. November 2015. Es war die blutigste und zugleich schwärzeste Nacht der französischen Nachkriegsgeschichte. Vor dem Stade de France in Saint-Denis, auf den Pariser Bistro-Terrassen und im Konzertsaal Bataclan wurden 130 Menschen von islamistischen Terroristen erschossen oder von explodierenden Selbstmordattentätern aus dem Leben gerissen. Hunderte wurden schwer verletzt, andere sind ohne körperliche Verletzungen davongekommen, aber trugen so schwer an den seelischen Wunden, dass sie später Selbstmord begingen. Die Zahl der Opfer stieg deshalb noch Jahre nach der Attentatsnacht.
Der Mord an diesen jungen, feiernden Menschen hatte das ganze Land ins Mark getroffen und die französische Gesellschaft in einer Form verunsichert, dass bis heute schwer auszumachen ist, was die langfristigen Folgen dieser Attacken sein werden. Klar war nur eins: Im langwierigen Heilungsprozess der Opfer und der verunsicherten Gesellschaft würde der Prozess gegen die Täter und Mittäter eine entscheidende Rolle spielen. Nach zehn Monaten und 148 Prozesstagen ist er diese Woche zu Ende gegangen. Am Mittwochabend hat der Vorsitzende Richter Jean-Louis Périès das Urteil gegen die 20 Angeklagten verkündet und mit Ausnahme eines einzigen alle den Hauptanklagepunkten für schuldig befunden.