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„Gendern“ im Straßenverkehr: Prototyp Mann
Frankfurter Rundschau
Konservative kritisieren angebliches Gendern in Straßenverkehr. Doch sind Frauen nur Männer in klein? Die Kolumne von Dr. med. Bernd Hontschik.
Unfallforscher, Autoversicherer und der ADAC monieren seit Jahren, dass bei Crashtests überwiegend Dummys benutzt werden, die 1,78 Meter groß und 78 Kilogramm schwer sind. Das entspricht nämlich dem sogenannten 50-Prozent-Mann. Die Anatomie von Frauen ist aber ganz anders. Frauen sind leichter, kleiner und anders proportioniert. Daher haben Frauen ein um 30 Prozent höheres Risiko, schwere und tödliche Verletzungen bei Autounfällen zu erleiden. Die Pedale und die Sicherheitssysteme werden der weiblichen Anatomie nicht gerecht.
Als Katharina Fegebank, die Hamburger Zweite Bürgermeisterin und Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, vor Kurzem eine alle Geschlechter umfassende Unfallforschung forderte, wurde sie von der Bild-Zeitung lächerlich gemacht, sie wolle Crashtests „gendern“. Befassen wir uns also einmal mit der bedauernswerten Rolle, die Frauen in der Medizin spielen, als Ärztinnen und als Patientinnen.
Als Ärztinnen haben Frauen die Medizin inzwischen längst erobert, aber nur auf den ersten Blick. Noch auf dem 26. Deutschen Ärztetag wurde es abgelehnt, Frauen zum Medizinstudium zuzulassen. Frauen sollten sich ihren Aufgaben als Gattinnen, Mütter und Führerinnen des Haushaltes widmen und nicht „auf dem steinigen und dornenvollen Feld der ärztlichen Praxis nach Schätzen graben“. Das war 1898. Heute sind knapp zwei Drittel der Medizinstudierenden Frauen, und im medizinischen Berufsalltag stellen Frauen etwa die Hälfte. Auffällig ist dem gegenüber der immer noch verschwindend geringe Anteil von Frauen in Führungspositionen. Da unterscheidet sich die Medizin nicht von der übrigen Gesellschaft.