„Geliefert“ im Ersten: Es reicht einfach nicht
Frankfurter Rundschau
Bjarne Mädel als Paketbote in „Geliefert“, dem Mittwochsfilm der ARD.
Es gibt Filme, in denen ist kein falscher Ton. „Sörensen hat Angst“ mit Bjarne Mädel, der auch Regie führte, war ein solcher Film. Und es gibt Filme, denen möchte man „hat sich bemüht“ ins Zeugnis schreiben, weil Ton und Details so oft haarscharf daneben liegen. „Geliefert“ von Jan Fehse (Buch und Regie) hat ein ernstes Thema, die Ausbeutung von Paketboten, möchte aber wohl nicht so dunkel und hoffnungslos sein wie Ken Loachs Sozialdrama „Sorry We Missed You“. Deswegen muss Bjarne Mädel wie in einer Komödie schwitzend und schnaufend Stockwerk um Stockwerk hochsteigen – man liest aber bei praktisch jedem Versand den Hinweis „Lieferung bis zur ersten verschließbaren Türe“. Er trägt dabei eine Brille wie Atze Schröder, was gleich das zweite Befremden auslöst.
Volker Feldmann war Fußball-Trainer, wurde geschasst, verdingte sich in seiner Not als „Paketsklave“. Seine alkoholkranke Frau ist gegangen, der 16-jährige Sohn Benny, Julius Schuck, wohnt bei ihm. Der Junge hat Ansprüche, aber das Geld, das der Vater verdient, reicht halt für fast nichts, jedenfalls nicht für eine Klassenreise für 350 Euro. Kommt dazu, dass Feldmann zwölf Stunden am Tag Pakete ausfährt und also wenig Zuhause ist. Und schon ist Bennys Versetzung gefährdet. Und schon baut er noch mehr Mist.
Aber warum braucht Feldmann zwölf Stunden zum Paketeausfahren? Weil er, anders als seine vermutlich klügeren Kollegen, auch noch in den zwölften Stock hochsteigt? Es liegt daran, dass er der gute Mensch des Zustellerdienstes ist: dass er mit einsamen Leuten plauscht, dass er der alten Frau Stolte die Sicherung wieder reinschraubt – oder mit jungen Schnöseln diskutiert, die beim Weinhandel im Erdgeschoss bestellen, damit der Bote ihnen die schweren Kartons nach oben trägt und sich dann noch beim Chef beschweren. Das ist ein weiteres Problem von „Geliefert“: Einige Nebenfiguren sind das wandelnde Klischee.