„Für Putin beten“: Trump-treuer Prediger mischt sich in Ukraine-Konflikt ein
Frankfurter Rundschau
Die Lage im Ukraine-Konflikt spitzt sich zu. Derweil mischt sich ein US-Prediger ein, der Donald-Trump-Fan ist und bereits öfter politisch aktiv wurde.
Washington D.C. – Er gilt als homophob, seine moralischen Vorstellungen als rückständig: Franklin Graham, evangelikaler Pastor in den USA* und Fan des ehemaligen Präsidenten Donald Trump*. Graham bewies in den vergangenen Jahren bereits mehrfach, wie politisch seine moralisch formulierten Anliegen sind. Er äußerte sich beispielsweise abfällig über den Islam. Dabei handle es sich um eine „üble Religion“. Neuestes Beispiel seiner politischen Aktivität: Graham mischte sich auf Twitter in den Ukraine-Konflikt* ein.
Der 69-Jährige rief seine Anhängerinnen und Anhänger dazu auf, „heute für Präsident Putin zu beten“, statt für die Bevölkerung in der Ukraine, welcher möglicherweise eine Invasion bevorsteht. Es möge „wie eine seltsame Bitte klingen, aber wir müssen beten, dass Gott in seinem Herzen wirkt“, so Graham. Ein Krieg müsse „unbedingt“ vermieden werden.
Zahlreiche Kommentatorinnen und Kommentatoren wiesen Graham umgehend darauf hin, dass er beispielsweise nie namentlich um Gebete für US-Präsident Joe Biden* gebeten habe. Auch Prominenten fiel Grahams Äußerung auf. Jon Cooper, ehemaliger Wahlkampfleiter von Barack Obama, bezeichnete den Tweet als „unglaublich“. Scott Huffman, Kongressabgeordneter für die Demokraten*, schrieb: „Ich schätze, er hat die Ukrainer und unsere Nato-Verbündeten* vergessen. Es ist fast so, als würde er den Feind unterstützen, der im Begriff ist, den Krieg zu erklären und Menschen zu töten.“
Allerdings gab es auch Kritik an der Kritik. Jeff Sharlet, Journalist und Autor, schrieb zum Beispiel: „Ich bin der Letzte, der Franklin Graham verteidigt – ich berichte über christlichen Nationalismus –, aber wenn man seinen ‚Gebet für Putin‘-Post aus dem Zusammenhang reißt, wiederholt man faschistische Fehlinformationen. Graham fordert seine Anhänger auf, dafür zu beten, dass Gott Putin vom Krieg abbringt. Es gibt genug Böses bei den Rechten, da muss man nicht auch noch was fabrizieren.“
Die Relativierungen von Grahams Aussagen über Putin dürften allerdings kaum grundlos sein. Berichten zahlreicher US-Medien, unter anderem der New York Times und Washington Post, zufolge, besteht seit geraumer Zeit ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Graham und Putin. Der evangelikale Prediger dokumentierte es höchstpersönlich auf Twitter, als er den russischen Präsidenten im Jahr 2015 traf.